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Wie Hollywood mit seinen TV-Serien umgeht

Nomen est omen: Die amerikanische Fernsehserie "The Killing" hatte keine Chance, wollte diese aber um jeden Preis nutzen. Genützt hat es nichts - oder doch? Keiner glaubt mehr daran.

Kathrin Pilz

TV-Serien führen in den USA einen harten Überlebenskampf. Viele Serien halten sich nicht einmal eine Staffel lang. Doch auch unerwartete Comebacks gehören zu Hollywood wie der rote Teppich. Deshalb gibt es auch im toughen TV-Business Beispiele dafür, dass selbst mehrfach totgesagte, doppelt stornierte und an schwachen Einschaltquoten leidende Serien wiederauferstehen können.

Und genau das ist diese Woche mit "The Killing" passiert. Die Krimiserie, deren dänisches Original "Forbrydelsen" auf Arte ausgestrahlt wurde, stach besonders durch ihr innovatives Format in der TV-Landschaft hervor. Die Aufklärung des Mordes an der 17-jährigen Rosie Larsen zog sich nicht nur über eine, sondern gleich über zwei Staffeln hin. Doch während die Show anfangs von Kritikern und Zusehern gleichermaßen gut aufgenommen worden war, verärgerte man viele Fans am Ende der ersten Staffel. Nach 13 Episoden wollte man endlich wissen, wer Rosies Mörder war, doch die Auflösung wurde den Zusehern weiter vorenthalten.

Eine Welle der Wut - vergleichbar mit einer "Social-Media-Steinigung" - ging auf Showrunner Veena Sud nieder. "Ihr macht wohl Witze!", schrieb die TV-Kritikerin der "Huffington Post", Maureen Ryan. Der einflussreiche Online-TV-Kritiker Alen Sepinwal schrieb: "Das wird meine letzte Kritik von ,The Killing‘, denn ich werde mir ,The Killing‘ nie mehr ansehen!" Und sein Kollege James Poniewozik schimpfte: "Die Geduld mit ,The Killing‘ hat hiermit ein Ende. Öffnet die Gerätekammer und holt die Mistgabeln raus!" Die Fans artikulierten ihren Unmut über das unbefriedigende Staffelfinale noch um einiges deutlicher. Gleich ein Drittel der Zuseher drehte den Fernsehapparat für die zweite Staffel erst gar nicht mehr auf.

Wegen der stark geschwächten Quote cancelte der Sender AMC die Serie im Juli 2012. Doch dann überlegte es sich der Kabelsender doch anders und gab eine dritte Staffel in Auftrag. Wieder wurde im unablässigen Regen von Seattle ein einziger Fall eine ganze Staffel lang ermittelt. Doch diesmal hatte man dazugelernt: Der Mord wurde am Ende der Staffel aufgelöst. Doch die von genialen Momenten durchzogene, oft elegische Serie konnte die Aufmerksamkeit der Zuseher nicht halten und erreichte im Sommer ein neues Quotentief. Das Statement von AMC zur Absetzung der Serie hörte sich wie ein Nachruf an: "Wir haben die schwierige Entscheidung getroffen, keine vierte Staffel zu produzieren. Wir danken all den treuen Fans."

Doch "The Killing" ist einfach nicht totzukriegen. Die Video-on-demand-Plattform Netflix beschloss, das Format fortzusetzen und kündigte vor wenigen Tagen an, eine vierte Staffel von "The Killing" zu produzieren. Allerdings in limitierter Form. Nach nur sechs Episoden soll es das endgültige Serienfinale geben. Doch daran glaubt nun keiner mehr.