Mein Kindermädchen und ihr Freund beschlossen, eine Konfrontation sei zu mühsam, und zogen ab, auch wenn ihnen völlig klar war, dass sie sich auf keinem Privatgrundstück befanden.
Denn Malibus weitläufige Strände gehören jedermann. Zumindest in der Theorie. Wären die Cops tatsächlich gekommen, wären sie möglicherweise sogar gegen den Villenbesitzer vorgegangen. Denn es sind in der Regel nicht die Strandbesucher, die das Gesetz brechen, sondern Malibus privilegierte Estate-Besitzer. Letztgenannte scheuen nicht vor illegalen Aktionen zurück, um sich die öffentlichen Strände einzuverleiben. Um Leute abzuschrecken, stellen Hausbesitzer illegalerweise unzählige Kopien von Parkverbotschildern auf, die den offiziellen Schildern zum Verwechseln ähnlich sehen. Hecken und Mauern dienen dazu, öffentliche Zugänge zum Meer zu verdecken oder zu versperren. All dies sind von Malibu-Bewohnern bewusst aufgestellte "Hindernisse", die den Zugang zum Meer vereiteln sollen. Der "California Coastal Act" schreibt jedoch vor, dass Strände für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen und dass es alle 300 Meter einen Zugang geben soll. Demnach müsste es 105 öffentliche Wege geben und nicht wie derzeit 17. So sind 20 der 27 Meilen langen Küste für Fremde unerreichbar.
Oder zumindest war das so bis vor wenigen Wochen. Während es den Behörden nicht gelang, den 13.000 Einwohnern Malibus sowie 15 Millionen Besuchern jährlich den Zugang zu den Stränden zu sichern, hat dies Umweltschützerin Jenny Price mit einer einfachen iPhone-App geschafft. Um gegen die illegale Privatisierung der Strände zu kämpfen, hat Price zehn Jahre lang recherchiert und sich mit Celebritys und deren Leibwächtern und Sicherheitspersonal angelegt. Nun hat sie zusammen mit einer Softwarefirma die Smartphone-Applikation "Our Malibu Beaches" entwickelt, die Benutzer auf legalen Schleichwegen - zwischen den Häusern der Reichen, Schönen und Mächtigen - nicht nur zu den besten Stränden führt, sondern auch Tipps gibt, was man dort tun darf.
Wo genau Pierce Brosnan, Jeff Bridges, Pamela Anderson oder Tom Hanks wohnen, verrät die App nicht, und L.A.s Paparazzi ließen sich ohnehin noch nie von Schildern oder Hecken abhalten.
