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Wie schnell man in Hollywood eine Rolle wieder loswird

Zuverlässigkeit ist keine Kategorie im Filmmekka von Los Angeles: Wer eine Filmrolle ergattert hat, kann noch lang nicht sicher sein, dass er in dem Film auch zu sehen sein wird. Eine Beobachtung.

Kathrin Pilz


Die haben mich umbesetzt! Ich geb die Schauspielerei besser auf!" Immerhin konnte meine Freundin und Nachbarin Bahar schon wieder über ihre absurden, aber nicht außergewöhnlichen Hollywood-Erlebnisse lachen. Denn während wir ständig von Stars lesen, die es trotz aller Widrigkeiten "geschafft" haben, wird selten über die geschrieben, die trotz anfänglich guter Karten den Hollywood-Rollercoaster irgendwann nicht mehr aushalten.

Bahars Karriere begann vielversprechend mit einer kleinen, aber feinen Rolle in dem Film "Crash", der 2004 den Oscar für den "Besten Film" gewann. Es folgten Rollen in "Mission Impossible" und dem Kulthorrorfilm "Saw". Bahar war auch in ungezählten erfolgreichen TV-Serien von "24" über "Without a Trace" bis zu "Day Break" zu sehen. Im Jahr 2008 spielte sie neben dem damals noch wenig bekannten Jeremy Renner die Hauptrolle in dem TV-Pilotfilm "The Oaks". Der Plot ging aber nie in Serie, und während für Bahar die Angebote immer weniger und uninteressanter wurden, machte ihr TV-Ehemann Jeremy Renner mit Filmen wie "The Hurt Locker" und "Bourne Legacy" Weltkarriere.

Bahar - mittlerweile Mutter von drei kleinen Kindern - nahm letztes Jahr schweren Herzens die Hauptrolle in einer Serie an, die sie monatelang, weit weg von ihrer Familie, von L. A. nach Pittsburgh versetzt hätte. Die Bezahlung war dürftig und als man den Pilot fertig gedreht hatte, war es nicht sicher ob es die Serie "on air" schaffen würde. Bahar musste zusagen, sich ein halbes Jahr für keine anderen Rollen zu bewerben und deshalb mehrere interessante Angebote ausschlagen. Als dann schließlich die Nachricht kam, dass der Kabelsender A&E grünes Licht zur Serie gegeben hatte, war die dunkelhaarige gebürtige Iranerin nicht länger Teil des Casts, sondern aus undurchsichtigen Gründen durch eine Blondine ersetzt worden.

Die Sache mag ungerecht gewesen sein, aber Hollywood war noch nie für Fairness bekannt. Bahar ist mit diesem frustrierenden Erlebnis in guter Gesellschaft: Tobey Maguire hatte bereits alle Szenen für die Rolle des Journalisten in Ang Lees "Life of Pie" im Kasten, als der Regisseur realisierte, dass Maguire zu "berühmt" sei und mit seiner Performance das Ensemble sprengen würde. Die Rolle wurde umbesetzt. Maguire, der bereits 1997 in Ang Lees genialem Film "The Icestorm" mitgewirkt hatte, gab bekannt, dass er die Entscheidung des Regisseurs verstehe.

Weniger harmonisch verlief die Trennung zwischen Ryan Gosling und Regisseur Peter Jackson. Gosling wollte sich physisch und psychisch besonders gewissenhaft auf die Rolle vorbereiten und nahm absichtlich 60 Pfund zu. Doch Jackson war über die Transformation des Schauspielers geschockt. Er feuerte Gosling kurzerhand.