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Der tödliche Beitrag der Alliierten zu den Morden in Paris

Die Dschihadisten finanzieren ihre Morde mit dem Verkauf von Öl. Bisher haben die Alliierten die Ölanlagen geschont.

Ronald Barazon

Die Morde von Paris waren nur möglich, weil die Terroristen über sehr viel Geld verfügen.

Die Dschihadisten haben auf Gebieten von Syrien und des Irak einen "Islamischen Staat" (IS) installiert und richten unter der lokalen Bevölkerung ein Blutbad an. Mit Massenmorden an Franzosen und Russen reagieren sie auf den Bombenhagel der Alliierten. Für einen derartigen Krieg benötigt man Unsummen.

Logischerweise haben die Banden daher Ölfelder und Raffinerien erobert. Durch den Verkauf des Öls lukriert die Organisation Millionen, die den Kauf von Waffen, die Ausrüstung der Kämpfer und die Durchführung von Anschlägen in Paris oder die Sprengung eines Flugzeugs über dem Sinai ermöglichen.

Ebenso logisch wäre für die Armeen, die den IS bekämpfen, die Zerstörung der Ölfelder, der Raffinerien und der Öllager. Doch dies geschah bisher nur zögerlich und gelegentlich. Zu stark ist das Interesse am Ölgeschäft, zu groß sind die Vorteile für zahlreiche Unternehmen weltweit, zu gering entwickelt ist die Einsicht, dass die Vorteile von heute morgen eine Weltkatastrophe auslösen.

Also sah man zu, wie die Dschihadisten das eroberte Öl über die Türkei und über Mittelmeerhäfen in den internationalen Ölhandel lenkten. Man hoffte, den IS durch militärische Erfolge in die Knie zwingen zu können, ohne das Ölgeschäft zu stören.

Montag wurden erstmals umfassend die Öleinrichtungen des IS attackiert. Zumindest gab es entsprechende offizielle Erklärungen. Offenbar bedarf es eines Massenmords in einer europäischen Hauptstadt und der Sprengung eines russischen Flugzeugs, um den USA, Großbritannien, Frankreich und Russland klarzumachen, dass den Mördern nur beizukommen ist, wenn man die Geldquelle verschließt.

Die Morde von Paris waren auch nur möglich, weil der internationale Waffenhandel ungehindert blüht. Problemlos können die Dschihadisten jede beliebige Ausrüstung kaufen.

Gern wird vom Schwarzmarkt geredet, doch entstehen die Waffen nicht in Hinterhöfen. Es handelt sich um hoch entwickelte Geräte, die in modernsten Fabriken gefertigt werden. An diesen Fabriken sind vielfach angesehene Staaten direkt oder indirekt beteiligt oder zumindest interessiert. Nicht zuletzt die alliierten Staaten, die gegen den IS Krieg führen.

Die Empörung über die Morde von Paris, die Bekenntnisse zur europäischen Solidarität und die Betonung der demokratischen Werte wirken schal angesichts der Tatsachen: Der Westen macht seit jeher unbekümmert Geschäfte mit kriminellen Staaten und stützt damit Diktatoren, die ihre Völker knechten und den Weltfrieden gefährden. Und so wurde auch das Ölgeschäft des IS geschont.