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Die Gefahr für den Euro kommt aus den Studierstuben

Einige angesehene Wirtschaftsprofessoren in Deutschland verstärken in diesen Tagen ihre Bemühungen, den Euro zu vernichten.

Ronald Barazon

Sie hoffen, dass nach den Wahlen im Herbst die nächste deutsche Regierung ihren Wunsch erfüllt und den Ausschluss der schwachen Länder im Süden vornimmt. Griechenland und die übrigen Problemstaaten mögen ihre Hausaufgaben erledigen, dann könne man sie wieder in Gnaden aufnehmen. Diese Forderung gefährdet Europa, ohne die Probleme zu lösen.

Die Teilnahme am Euro war nicht als Gunst für Griechenland, Italien, Spanien und Portugal gedacht. Im Gegenteil. Die Beseitigung der eigenen Währung nahm diesen Ländern die Möglichkeit, ihre lang geübte Praxis fortzusetzen: Als Euroland kann man nicht mehr abwerten, wenn die Teuerung den Export und den Fremdenverkehr gefährdet. Im Euro muss man die erforderliche Leistung tatsächlich erbringen. Dieser Zwang zur Wettbewerbsfähigkeit wäre ohne den Euro wieder aufgehoben, die Länder würden sofort wieder mit dem Abwertungsreigen beginnen. Die Idee, diese Staaten mögen außerhalb des Euro gesunden, kann nur als schrullig bezeichnet werden.

Zu fragen ist vielmehr, wieso bisher der Euro seine disziplinierende Wirkung nicht ausgeübt hat, warum diese Länder trotz einer bald eineinhalb Jahrzehnte dauernden Teilnahme an der gemeinsamen Währung immer noch eine wirtschaftliche Problemzone darstellen. Die Antwort: Diese Staaten haben mit den Milliarden, die ihnen die Banken aus Nordeuropa freudig und zu günstigen Konditionen geborgt haben, die Wirkung des Euro ausgehebelt. Die Konsequenz: Ohne Geldschwemme sind die Südländer tatsächlich gezwungen, die notwendige Sanierung ihrer Volkswirtschaften vorzunehmen.

Im Jahr 2010 nahmen die Bankmanager endlich zur Kenntnis, dass sie schwachen Ländern viel zu viel Geld geborgt hatten und sich um eine Lösung mit den Schuldnern bemühen müssten. Endlich, mit zehnjähriger Verspätung hätte der Euro seine heilende Wirkung im Süden Europas ausgeübt.

In diesem kostbaren Moment griff die Politik mit einer absurden Maßnahme ein, die bis heute ständig wiederholt wird: Die anderen Eurostaaten, die Europäische Zentralbank und der Währungsfonds "helfen" dem Süden mit Milliarden, die nicht bei den Bürgern ankommen, sondern zur Zahlung der Bankschulden verwendet werden, die das Unglück mitverursacht haben.

Allerdings werden die "Hilfsgelder" mit weltfremden, schulmeisterlichen Auflagen verbunden, die nicht oder jedenfalls nicht rasch umsetzbar sind.

Nur eine weitere Teilnahme der Länder am Euro ohne Milliardenschwemme und ohne absurde Vorschriften zwingt die Länder zur eigenständigen Sanierung ihrer Wirtschaften. Und man kann sich getrost darauf verlassen, dass diese vor Kreativität sprühenden Völker das mindestens so gut schaffen würden, wie die so seriösen Nordländer.