In jede Diskussion über die Alterung der Bevölkerung mischt sich eine kritische Stimme: Hört doch auf, die Alterung zu überschätzen. Schaut euch doch die Kinder an. Viele sind übergewichtig, viele machen keine Bewegung, viele ernähren sich schlecht, die heranwachsende Generation wird sicher nicht alt.
Man sollte meinen, dass eine derart dramatische Aussage auf fundierten Daten beruht. Davon ist aber nicht die Rede. Es gäbe die Unterlagen schon. Die Schulärztinnen und Schulärzte haben die erforderlichen Aufzeichnungen. Nur werden diese nicht abgerufen, gebündelt und ausgewertet. Also können auch die tatsächlich erforderlichen Maßnahmen nicht formuliert und umgesetzt werden.
Österreich hat eine Einrichtung, die für derartige Aufgaben geschaffen wurde - die Gesundheit Österreich GmbH. Der Leiter, Georg Ziniel, betont die Notwendigkeit einer aktiven und koordinierten Gesundheitspolitik für Kinder und Jugendliche. Aber keine Institution liefert der Gesundheit Österreich GmbH die erforderlichen Daten.
Befragt man Schulärzte zu diesem Thema, bekommt man einen Einblick in den Dschungel des Gesundheitswesens. Die Ärzte, die täglich Kinder und Jugendliche betreuen, sitzen gleichsam zwischen zwei politischen Sesseln. Das Unterrichts- und das Gesundheitsministerium sind beide irgendwie zuständig, aber nicht greifbar, sodass man im Endeffekt jeweils an das andere Ressort verwiesen wird.
Zuständig wären auch die Landeshauptleute als Chefs der Landesschulräte. Und selbstverständlich haben die Ärztekammern ein gewichtiges Wort mitzureden. Auch die Krankenkassen sind wichtig. Und alle wollen, dass die Kinder gesund aufwachsen. Aber offenbar nicht wirklich.
Die Annahme liegt nahe, dass eine bessere Ernährung zu erreichen wäre, wenn die Kinder in der Schule ein gesundes Mittagessen bekämen. Dafür müssten aber in den Schulen Speisesäle errichtet werden und dafür steht selbstverständlich kein Geld zur Verfügung.
Die Vermutung drängt sich auf, dass mehr Turnstunden hilfreich wären. Doch diese wurden in einer Sparaktion gekürzt. Für mehr und besser ausgestattete Turnsäle ist, wie könnte es anders sein, kein Geld aufzutreiben.
Man müsste den Eltern klarmachen, dass diese Ziele nur in einer Ganztagsschule erreicht werden können. Viele Eltern lehnen diese Schulform ab, die Lehrergewerkschaft ist auch dagegen, also warum sollen sich Politiker hier starkmachen.
Es gibt keine Daten, also muss man sich mit der Frage nicht befassen. Oder gibt es keine Daten, weil man sich diesem zentralen Thema nicht stellen will?
