Herr Stoltenberg ist in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Er fällt nicht durch markige Sprüche auf und twittert nicht Unsinn in die Welt. Herr Stoltenberg wird kaum beachtet.
Tatsächlich sind aber die Aktivitäten des Herrn Stoltenberg viel entscheidender und viel gefährlicher als das laute Getöse der international aktiven Politiker.
Jens Stoltenberg ist seit Oktober 2014 Generalsekretär der NATO.
Als Herr Stoltenberg das Amt von seinem Vorgänger Anders Fogh Rasmussen übernahm, meinten Beobachter, dass nun die westliche Militärallianz klüger mit Russland umgehen werde. Stoltenberg habe, so hieß es, eine vernünftige Gesprächsbasis mit Wladimir Putin.
Unter Rasmussen wurde die Anbindung der Ukraine an die NATO eifrig betrieben. Somit entstand für Moskau die Gefahr, dass die an der ukrainischen Halbinsel Krim stationierte, russische Schwarzmeer-Flotte plötzlich in NATO-Gebiet gelegen wäre. Russland annektierte daraufhin im März 2014 die Krim.
Die NATO intervenierte nicht auf der Krim. Erfreulicherweise. Eine Militäraktion hätte Krieg zwischen der von den USA dominierten NATO und Russland bedeutet. Die NATO rückte in den Hintergrund und der Westen verhängte Sanktionen, die allen schaden, Russland aber nicht zur Aufgabe der Krim bewegen.
Die Übernahme der Krim löste in den EU-Staaten im Osten Angst aus, Russland könnte versuchen, wieder die alte Sowjetunion zu errichten. Nun wäre es an Herrn Stoltenberg gelegen, in der EU für Beruhigung zu sorgen und die Aktivitäten in der Ukraine zu beenden.
Das Gegenteil ist der Fall. Der NATO-Generalsekretär war in den bald drei Jahren seiner Amtszeit außerordentlich rege. Es gelang ihm, die westlichen Regierungen von der vermeint lichen Notwendigkeit zu überzeugen, an der Ostgrenze der EU Truppen und großes Militärgerät zu installieren. Die Waffenindustrie jubelt. Erst vergangenes Wochenende versprach US-Vizepräsident Mike Pence den Esten Pa triot-Raketen.
Und die Ukraine wird weiter karessiert: Mitte Juli betonte Stoltenberg bei einer Rede im ukrainischen Parlament die volle Unterstützung der NATO für die Ukraine.
Die Folge: Die Politiker in Osteuropa gebärden sich als Kriegsherren des Westens, statt sich um die Stärkung der schwachen Wirtschaft und der Demokratie zu kümmern.
Tatsächlich bedroht Russland nicht die NATO-Staaten in der EU, sondern nach Geor gien und der Ukraine nun auch Weißrussland. Also jene Staaten, die seit Jahrhunderten als russisches Vorfeld, als Glacis gesehen werden.
Für diese Länder wird die NATO ebenso wenig einen Krieg riskieren wie für die Krim.