Bekanntlich wird jetzt alles anders. Auf der Insel der Seligen herrscht Aufbruchstimmung. Gemäß der allgemeinen Begeisterung für den Denkmalschutz, der alles Ältere erhalten und Neues verhindern soll, lautet das Motto der wieder einmal umgebildeten Regierung "Vorwärts marsch marsch in die Vergangenheit!"
Die Sozialdemokraten haben die Maschinensteuer in einer von Holzwürmern zerfressenen Kiste auf dem Dachboden eines verlassenen Parteilokals entdeckt und arbeiten nun an der Restaurierung dieses Relikts. Zu Recht! Die Maschinensteuer kann einen wertvollen Beitrag zum Denkmalschutz leisten: Den Unternehmen werden die Effekte aus der Rationalisierung weggesteuert. Somit zahlt sich eine Verbesserung schwächelnder, im Wettbewerb untergehender Betriebe nicht aus und alles bleibt beim Alten.
Die Kiste gab aber auch eine andere Antiquität frei, die die Sozialisten gerührt an ihre Altvordern denken ließ: die Arbeitszeitverkürzung. Ja, damals, als Tausende Arbeitssklaven 16 Stunden täglich an den Maschinen klebten, da schuf die Verringerung der Stundenzahl Platz für andere. Was gestern galt, kann doch heute nicht so falsch sein. Wie wahr! Wenn ein Programmierer nur mehr 16 Stunden in der Woche arbeitet, hat der eben bei einer Bank gekündigte Wertpapierberater prompt einen Arbeitsplatz. Für die Kassierin, die durch einen Automaten ersetzt wird, eröffnet die Arbeitszeitverkürzung eines Kfz-Mechanikers vielversprechende Perspektiven.
Der Denkmalschutz ist keine Belustigung, die nur von den Sozialisten betrieben wird. Hier handelt es sich um einen alle Gruppen der Gesellschaft umfassenden Volkssport. Die Wirtschaftskammer fand in langen Diskussionen die Lösung für die Finanzierungsnot der kleinen und mittleren Unternehmen, die durch den unseligen EU-Unfug Basel III entstanden ist: Eine Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft muss her! Vielleicht sogar zwei! Und aus dem bekannt knausrigen Finanzministerium tönt sogar die Bereitschaft zu großzügigen Steuererleichterungen.
Die neue Institution mit dem Wortungetüm als Bezeichnung soll - bitte höflich formulierte - Anträge entgegennehmen. Die dort tätigen Weisen werden dann entscheiden, wem die Gnade einer günstigen Finanzierung zuteil wird. Großartig! Der Kaiser in seiner allerhöchsten Liebe zu seinen Untertanen sorgt
für das Wohl des fleißigen Gewerbes.
Eine Wirtschaft, in der rationell gearbeitet wird, Investitionen und Innovationen leicht zu finanzieren sind, Arbeitsplätze geschaffen werden, an denen nach Bedarf gearbeitet wird, ist mit der nachhaltigen Bewahrung untergehender Strukturen tatsächlich nicht vereinbar.
