Ich nehme beruhigt einen Schluck Kaffee, habe noch etwas Zeit. "33 Minuten, mäßiger Verkehr bis zur Arbeit", hat das Handy soeben auf dem Bildschirm angezeigt. Es kennt Ort und Zeit meiner Termine, seinen (und damit auch meinen) Standort und kann auf aktuelle Verkehrsdaten zugreifen. Keine Zauberei, sondern eine kleine Rechenaufgabe für ein Handy. Daher vertraue ich auch auf die Technik und komme dann doch zu spät. Im Stau ärgere ich mich über die "künstliche Intelligenz", die mich in die Bredouille gebracht hat - ich hätte doch meine eigene nutzen sollen. Die brauche ich jetzt für eine gute Ausrede.
Vor wenigen Tagen hat eine Expertenkommission ethische Leit linien für autonomes Fahren vorgestellt. Hat der Fahrer die Kon trolle dem Computer übergeben, haftet der Hersteller, heißt es. Und: Autos sollen nur dann autonom fahren dürfen, wenn dadurch die Sicherheit verbessert wird.
Experten der Deutschen Bank beurteilten in einer anderen Studie die Marktchancen selbstfah render Autos trotz großen Potenzials skeptisch. Computergesteuerte Wagen dürften den kontinuierlich wachsenden Markt nicht vor 2040 durchdrungen haben.
Das kann ich verstehen, schafft es mein Handy ja nicht einmal, mich pünktlich loszuschicken. Vielleicht braucht auch diese Entwicklung noch einen Zwischenschritt. So, wie der Notbremsassistent einer zum autonomen Fahren ist. Das wäre dann so: Wenn das Handy merkt, dass sich ein pünktliches Erscheinen zum Meeting nicht ausgehen kann, verschickt es automatisch ein SMS an alle Teilnehmer. Mit den besten je von einer künstlichen Intelligenz erdachten Notlügen - heitere Stimmung bei der Ankunft garantiert.

