Der neue Kassenschlager von Disney könnte schon bald als Videostream ohne Störungen und in HD auf internetfähigen Fernsehern zu sehen sein, während Filme kleinerer Anbieter weiter um die Wette ruckeln oder nur in miserabler Qualität abspielbar sind. Ein Traum der großen Unterhaltungskonzerne. Derzeit ist das noch nicht möglich, denn im Internet herrscht gleiches Recht für alle Daten. Das nennt man Netzneutralität und die soll jetzt fallen.
Die US-Kommunikationsbehörde FCC hat einen Vorstoß gewagt. Sie will neue Regeln für den Internetverkehr einführen und das Prinzip des gleichen Rechts für alle aufheben. Sie könnten es in naher Zukunft Firmen in den USA erlauben, ihre Inhalte schneller zu den Nutzern zu schicken als andere - gegen Bezahlung. Disney, Netflix oder YouTube könnten die Möglichkeit bekommen, ihre Unterhaltungsangebote mit garantierter Qualität zum Kunden zu bringen. Für die Bevorzugung ihrer Daten müssten sie dann den Internetprovidern einen Aufpreis zahlen. Der Vorteil wäre, dass ein Video-Streamingdienst sicherstellen könnte, dass Nutzer Filme immer in bester Qualität sehen können.
Verfechter der Netzneutralität befürchten, dass sich kleinere Firmen die Extrazahlungen an Internetanbieter nicht leisten können und deshalb im Stau stecken bleiben. Es würde sich von den USA aus ein Zwei-Klassen-Internet breitmachen. Menschen könnten irgendwann ihren gewöhnlichen Erledigungen im Internet nicht mehr nachgehen, weil sich Nachbarn Videos oder Onlinespiele reinziehen.
Netzneutralität hin oder her: Wir sollten den Tatsachen ins Auge sehen und uns langsam von der Vorstellung verabschieden, dass das Internet noch immer eine neutrale Zone ist. Das Netz ist durch und durch kommerziell und eine Handvoll Monopolisten sagt, wo es langgehen soll. Google, Facebook, Amazon und Co. haben durch ihre Technologieführerschaft längst die Kontrolle übernommen, die Politik hechelt hinterher. Jetzt noch auf die Netzneutralität zu setzen ist schlichtweg naiv.
Eine bessere Idee wäre es, Standards einzuführen, die Provider verpflichten, ihren Kunden garantierte Bandbreiten zur Verfügung zu stellen. In Zeiten restlos überbuchter Netzkapazitäten würde das zumindest eine Basisversorgung garantieren. Denn immer öfter hat man den Eindruck, dass man zwar für Höchstgeschwindigkeit auf der Datenautobahn zahlt, aber trotzdem auf der Schotterstraße landet.
In den neuen Regeln des kommerzialisierten Internets müssen endlich die Rechte der Konsumenten fix verankert werden. Das Aufheben der Netzneutralität würde bedeuten, dass sich wirtschaftlich starke Anbieter Vorteile erkaufen können. Die Garantie von Mindestbandbreiten würde im Gegenzug kleinen Anbietern und Konsumenten in die Hände spielen und ihnen das Recht einräumen, neben den Internetriesen auch noch das freie, nicht kommerzielle Internet nutzen zu können. Somit wäre beiden gedient.


