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E-Mails und Fotos aus dem Tiefkühlfach

Das Internet, unendliche Weiten und unbegrenzter Speicher. Ein Ort, der so gar nichts Materielles an sich hat - oder doch?

Thomas Hofbauer

15.000 Kilometer legt im Durchschnitt ein E-Mail von einem Computer zu einem anderen zurück. Auch wenn der Empfänger in der gleichen Straße wohnt. Der Grund: Gmail, Hotmail und viele andere Provider haben ihre Rechenzentren in den USA. Das sind jede Menge leere Kilometer.

Die französische Agentur für Umwelt- und Energiewirtschaft hat die Energiekosten für den E-Mail-Verkehr genau berechnet und ist zu folgendem Ergebnis gekommen: Ein E-Mail mit Anhang braucht 24 Wattstunden. Das ist so viel, wie eine Halogen-Schreibtischlampe in einer Stunde braucht. Wird nur Text verschickt, ist es ein Fünftel. Eigentlich schon erschreckend viel. Weltweit werden aber stündlich zehn Milliarden E-Mails verschickt und die verbrauchen 50 Gigawatt pro Stunde. Das ist der Strom, den 15 Atomkraftwerke produzieren. Und E-Mail ist nur ein kleiner Teil des Datenverkehrs, der per Internet um den ganzen Globus geschickt wird. Die Suchmaschine Google zum Beispiel braucht so viel Strom wie eine Stadt mit 250.000 Einwohnern. Doch es gibt auch noch YouTube, Facebook, Microsoft, Apple und Millionen von kleinen Webservern.

Ein absoluter Stromfresser baut sich aber derzeit mit Cloud Computing im privaten Bereich auf. Kennen Sie nicht? Benutzen Sie aber vermutlich in Form von Diensten, die Ihre Fotos, Musik, Filme oder Dokumente im Internet speichern. Warum ein Foto, das in der "Cloud" gespeichert ist, mehr Strom braucht als auf Ihrem PC, ist leicht erklärt: Ihren PC schalten Sie ab, nachdem Sie die Bilder gespeichert oder angesehen haben, der Speicher im Internet muss immer verfügbar sein und die Server mit den Festplatten, die Ihre Bilder speichern, laufen daher rund um die Uhr.

Strom brauchen die aber nicht nur für den eigenen Betrieb. Stromfresser Nummer eins ist die Kühlung, denn die Server lagern in hohen Türmen dicht an dicht, um möglichst Platz zu sparen.

Speicherplatz im Internet kostet jede Menge Energie. Der finanziert sich nur dadurch, dass Anbieter wie Google aus dem, was wir speichern und wie wir es nutzen, Kapital schlagen.

Vor vierzig Jahren verstand man unter Umweltschutz noch, die Landschaft nicht achtlos mit Mist zu verschandeln. Mittlerweile ist Umweltschutz zum zentralen Thema geworden.

Dass man die Umwelt auch dadurch schützen kann, wenn man sein E-Mail-Postfach aufräumt und die "Cloud" nicht mit jedem noch so schlechten Foto zumüllt, ist nur wenigen bewusst. Sollte es aber sein, denn weniger Daten brauchen weniger Server und weniger Server brauchen weniger Kühlung. Sie bewahren ja auch nicht alle Lebensmittel im Tiefkühlfach auf - oder?