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Wem die Stunde schlägt

Nervös schauen sie auf ihre Uhren und vergleichen sie. Heute (Montag, 9. 3. 2015) um 18 Uhr wird das Geheimnis gelüftet und sie werden wissen, ob das "nächste große Ding" auch tatsächlich eines wird.

Thomas Hofbauer
Wem die Stunde schlägt
Wem die Stunde schlägt


Beim Mobile World Congress in Barcelona war fast jeder namhafte Hersteller mit einer Smartwatch vertreten - einer Computeruhr, die Zeit und Termine anzeigt, mit der man Nachrichten verschicken und seine Fitness messen kann. Wer fehlte, war Apple. Wie in den Jahren zuvor auch. Der Branchenprimus lädt zur eigenen Präsentation heute, Montag, am Abend. Wie immer wird nicht verraten, was dort gezeigt wird. Man geht davon aus, dass es sich um die Details zur Apple Watch handelt. Zum stets perfekten Timing von Apple gehört auch, dass man die Branche nicht vor dem Zusammentreffen in Barcelona eingeladen hat, sondern danach - als ob man sagen wollte: "Jetzt zeigt einmal, was ihr könnt, und dann zeigen wir, wie man es richtig macht!" Arroganz? Ja, aber berechtigte. Denn was da in Barcelona an Digitalem fürs Handgelenk präsentiert worden ist, kommt nicht an jenes heran, das Apple bereits vor einem Jahr mit dem Prototyp gezeigt hat.

Strategisch richtig ist aber auch das Timing von Samsung. Marketingchefin Young Hee Lee verkündete unlängst zur eigenen Strategie: "Wir haben mehr Produkte eingeführt als irgendjemand anderer. Es ist Zeit, eine Pause einzulegen." In den vergangenen 14 Monaten präsentierte Samsung sechs Smartwatch-Modelle und hat damit den Markt der Wearables aufbereitet. 4,6 Millionen Geräte hat man in diesem Zeitraum verkauft.

Von Apple wird jetzt der Schub erwartet. Manche Beobachter trauen der Apple Watch im Einführungsjahr bis zu 90 Prozent Marktanteil zu. Diese Einschätzung ist keineswegs unrealistisch. Kein Modell eines anderen Herstellers konnte es bis jetzt mit dem Apple-Prototyp aufnehmen. Apple hatte ja bereits dem Smartphone und dem Tablet-PC durch gutes Design zum Durchbruch verholfen. Und Design spielt bei Uhren eine noch größere Rolle. Schließlich will man sich mit dem, was man da am Handgelenk trägt, nicht blamieren.

Wem schlägt dann am Montag die Stunde? Der Apple-Konkurrenz nicht. Dort hat man die Hausaufgaben gemacht, ist in den Markt vorgeprescht und wartet jetzt auf Apple und die Strahlkraft des Konzerns, der auch die Apple Watch zum Kultobjekt aufbauen wird. Und wer sich die nicht kaufen kann oder will, wird bei Samsung, Sony oder LG zugreifen.

Der wahre Verlierer ist die Uhrenindustrie, vor allem jene Hersteller, die Zeitmesser bis tausend Euro anbieten. Swatch zum Beispiel. Dort kämpft man jetzt schon auf einer anderen Front - der Höhenflug des Schweizer Franken macht dem Konzern zu schaffen. Auch das Thema Smartwatch will man im Griff haben und in zwei bis drei Monaten eine eigene auf den Markt bringen. Konzernchef Nick Hayek sagte dem Fernsehsender CNBC auf die Frage, wie stark die Apple Watch den Konzern beunruhige, Swatch sei schon seit einer langen Zeit in diesem Markt aktiv. Einzelheiten über das neue Produkt nannte Hayek aber nicht. Bleibt nur zu hoffen, dass Herr Hayek seinen Wecker richtig gestellt hat und nicht verschläft.