Den "Playboy" liest man wegen der Interviews. Rosamunde-Pilcher-Filme schaut man wegen der schönen Landschaft. Aber warum sieht man sich stundenlang eine Apple-Keynote im Internet an? Ich mach es wegen des Gruselns.
Beeindruckende Umsatzzahlen und die heile Geschäftswelt bis zum Erbrechen wurden da gezeigt. Filmchen, in denen Kinder durch weniger noble Wohnviertel liefen. Mit einem verklärten Lächeln im Gesicht und einem neuen "iDings" in der Hand. Firmenbosse in Poloshirts lobten Apple über den grünen Klee. Die beste Geschichte lieferte Apple-Chef Cook aber gleich selbst: Er erzählte, dass der Baseballer Brandon Moss von den Cleveland Indians seinen hundertsten Homerun schaffte. Doch seine Kollegen vermiesten ihm die Freude, indem sie den Jubiläumsball nicht rausrücken wollten. Stattdessen erpressten sie ihn und verlangten iPads und iPhones.
Alles erfunden? Immerhin sagen Studien, dass Menschen eher auf Sex als auf ihr Handy verzichten würden, und für Sex wurde schon gemordet. Der Apple-Chef gab dann auch gleich bekannt, dass Apple selbst den Ball für Brandon Moss ausgelöst hat. Den hatte er sogar mit auf der Bühne.
Erpressung hin, verklärte Kinder her, am Ende zählt der Erfolg. Denn die Show zeigte vor allem eines: Apple hat die Macht und den Willen, sich durchzusetzen. Geschäft, Moral und Grenzen, das passt nicht zusammen. "Wir räumen euch alles aus dem Weg, damit ihr eure Ideen verwirklichen könnt", rief Cook den versammelten Entwicklern zu. An deren Ideen hat Apple schon Milliarden verdient. Und die Show muss weitergehen. Denn einer macht das alles schlussendlich nicht für einen Apple und ein "i". Wer wohl?

