Ausspioniert, verkauft, verraten, mir reicht es. Ich will mir nicht jedes Mal, wenn ich mich im Internet bewege, Gedanken darüber machen, ob ich schon wieder etwas über mich verrate. Mein Innenleben geht nur mich was an. Daran teilhaben dürfen Familie und Freunde und, wie jetzt, meine geschätzten Leser, aber weder Google noch Facebook noch Twitter. Auch wenn die mich angeblich ohnehin besser kennen als ich selbst.
Ich will das Internet und seine Dienste, dieses wunderbare Netzwerk der Möglichkeiten, nutzen und mich daran freuen ohne einen großen Bruder, der mir über die Schulter blickt. Das bin ich nicht gewohnt, ich habe nur eine kleine Schwester - womit ich schon wieder etwas Verwertbares über mich verraten habe, so schnell kann es gehen.
Darum habe ich eine Milchmädchenrechnung angestellt: Was kostet die Welt von Google, Facebook und Twitter, denen ich täglich meine Seele verkaufe? Das Ergebnis überraschte mich. Google macht einen jährlichen Umsatz von 66 Milliarden Dollar. Viel Holz. Dividiert man aber durch die 1,2 Milliarden Nutzer pro Monat, macht das ungefähr vier Dollar und 50 Cent. Für vier fünfzig pro Monat will ich meine Seele nicht verkaufen. Das ist beschämend. Noch beschämender ist Facebook. Schlappe 80 Cent pro Monat verdient Facebook an mir und jedem anderen Nutzer. 80 Cent - und dafür bezahle ich mit meinem veröffentlichten Leben! Und bei Twitter sind es nicht einmal 20 Cent für jeden aktiven Nutzer.
Ich schäume vor Wut. In Summe verdienen Google, Facebook und Twitter fünf Dollar und 50 Cent pro Monat mit meinen Daten. Dafür muss ich mein digitales Leben offenlegen, vor diesen drei und allen anderen Geheimdiensten dieser Welt. Mir reicht es! Zahlen bitte!
Ich würde für die Suche von Google samt Mail und Maps und das Office-Paket Google Docs gerne fünf, ja sogar zehn Euro pro Monat bezahlen. Das wären mir die Dienste wert. Und einen Euro für Facebook und Twitter lege ich auch noch drauf. Warum nicht, wenn die mich dafür in Ruhe lassen, mir nicht mehr nachstellen und mich nicht mehr durchleuchten. Dann könnten sie dank meines Geldes dem Internet ein bisschen seiner Unschuld wieder zurückgeben.


