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Was oder wer bestimmt unsere Zukunft?

Mittlerweile leben wir in unserer eigenen Science- Fiction. Denn Technologie entwickelt sich schneller, als die meisten gedanklich mithalten können.

Thomas Hofbauer

Wieder hat die digitale Welt ein neues Buzzword: künstliche Intelligenz. Und wie es so ist bei allem Neuen, macht sie den einen Angst, weil sie meinen, dass uns Maschinen die Arbeit wegnähmen, die anderen sehen nur Vorteile. Doch welche Herangehensweise ist die menschlich intelligenteste? Weil zu den Szenarien zwar schon vieles gesagt wurde, aber noch nicht von jedem, hat die Hannover Messe Richard David Precht eingeladen, auf der Konferenz "Future of Work in Industry" eine Keynote zu diesem Thema zu halten. Precht ("Wer bin ich - und wenn ja wie viele?") hat dafür einen griffigen Titel gewählt: "Die Digitale Revolution: Wir dekorieren auf der Titanic die Liegestühle um". Was für ein Szenario!

Doch es wäre nicht Precht, würde er nicht in der näheren Erläuterung das Bild drehen und darauf das einer wünschenswerten Zukunft im digitalen Zeitalter skizzieren. Er stellt die Frage, ob das Ende der Leistungsgesellschaft überhaupt ein Verlust wäre. Für Precht erhalten wir die Chance, in Zukunft erfüllter und selbstbestimmter zu leben. Wir müssten unser Gesellschaftssystem nur konsequent verändern, denn die Zukunft komme nicht, sie werde von uns gemacht. Recht hat der Precht.

Wir stellen uns die Zukunft doch oft wie ein Computerspiel vor, bei dem wir Level für Level spielen, um irgendwann an einem uns noch unbekannten Ziel anzukommen. Diese Vorstellung steht aber diametral zu dem Anspruch, den Precht nebst vielen anderen formuliert. Denn es gibt sie tatsächlich, die Zukunftsmacher. Nur sitzen sie im Silicon Valley, heißen Facebook und Google und lassen sich in der Regel nur ungern in die Karten schauen. Einzig die Europäische Kommission wagt es immer wieder, diese von IT-Riesen gemachte Zukunft mitzugestalten. Mit der Datenschutzgrundverordnung, mit dem neuen Urheberrecht, mit Strafen für Konzerne, die ihr Machertum zu sehr dafür nutzen, in die eigene Tasche zu wirtschaften. Dass nicht jeder Politiker ein glückliches Händchen hat, bewies andererseits Angela Merkel auf derselben Messe. Ihr sollte dort an einem Stand ein Roboter eine Packung Pfefferminzbonbons geben. Doch der zierte sich. Erst als die Kanzlerin mit beiden Händen zupackte, gab er die Packung her. Was für ein Bild: Packen wir unsere Zukunft an. Am besten von Anfang an mit beiden Händen.