"Verkaufe Auto um 2600 Euro", stand auf einem Zettel. Das weckte mein Interesse. Aber nicht am Wagen, der da angeboten wurde, sondern an der Art, wie es geschah: mit abreißbarer Telefonnummer, im Supermarkt, auf einer Pinnwand - die gibt es noch immer. Jahrelang bin ich an ihr vorbeigegangen, mit vollgepackten Einkaufstaschen in der Hand hab ich sie keines Blickes gewürdigt.
Alles ändert sich: Früher hatte man nur eine oder zwei Möglichkeiten, um sich als Verkäufer bemerkbar zu machen: ein Inserat in der Zeitung, ein Zettel auf der Pinnwand. In den letzten Jahren sind unzählige Onlineplattformen dazugekommen. Erst Ricardo, dann eBay, willhaben, Facebook-Gruppen zum Austausch von Kindersachen oder Flohmarkt-Apps wie Shpock. Doch in absehbarer Zeit werden sich auch in diesem Bereich ein, zwei Monopolisten herausbilden. Und zwar aus dem gleichen Grund, weshalb es nur Facebook als einzig funktionierendes soziales Netzwerk gibt: Beim Kaufen und Verkaufen müssen auf dem Marktplatz möglichst viele Gleichgesinnte zusammentreffen. Genauso, wie sich zum erfolgreichen Netzwerken möglichst viele Gleichgesinnte an einem Ort treffen müssen. In einem Städtchen mit mehreren Marktplätzen würden sich Käufer und Verkäufer genauso schwer finden, wie wenn es Hunderte verschiedene Flohmärkte im Internet geben würde.
Die Nutzer selbst drängen bereits erfolgreiche soziale Netzwerke in eine Monopolstellung. Das Gleiche geschieht mit Verkaufsplattformen: Ist die kritische Masse überschritten, zieht es alle dort hin, weil nicht nur der Betreiber der Plattform sondern vor allem auch die Käufer und Verkäufer den größten Nutzen daraus ziehen.
Dass auf Vielfalt zwangsläufig Einfalt folgt, soll damit aber nicht gesagt sein. Denn so groß das Bedürfnis einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten ist, sich am gemeinsamen Lagerfeuer zu versammeln, so groß ist auch ihr Drang, dieses Bedürfnis möglichst optimal zu befriedigen. Bietet ein neuer Dienst einen besseren Service an, wandert die Karawane weiter, von MySpace zu StudiVZ und von StudiVZ zu Facebook. Und vielleicht ist ja auch wieder einmal die Pinnwand en vogue. Ich werde die Augen offen halten.


