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"Diesen Titel widme ich meiner Familie"

Salzburg-Trainer Óscar García war mit seinen Gedanken auch in Barcelona und sprach ungewöhnliche Gratulationen aus.

Alexander Bischof
"Diesen Titel widme ich meiner Familie"
"Diesen Titel widme ich meiner Familie"

Im Carpe Diem, was übersetzt "Genieße den Tag" bedeutet, in der Getreidegasse stimmten sich die Salzburger Fußballmeister bei der internen Feier auf eine lange Nacht in der Salzburger Innenstadt ein. Mittendrin statt nur dabei zeigte Trainer Óscar García, dass er die Zügel auch etwas locker lassen kann. "Jetzt ist es Zeit zu feiern", betonte der Spanier, der in der ersten Emotion den Titel seiner Familie gewidmet hatte. "Die konnte leider nicht im Stadion sein, aber sie hat in Barcelona mitgefiebert und feiert auch richtig."

Für seine Verhältnisse war der ruhige, immer besonnen wirkende Katalane nach seiner zweiten Meisterschaft als Trainer (mit Maccabi Tel Aviv hatte er 2013 in Israel den Titel geholt) zum "Feierbiest" geworden. Óscar García kassierte nicht nur Bierduschen auf dem Platz, sondern verteilte diese auch. Und er grinste etwas skeptisch. "In Katalonien stoßen wir beim Gewinn des Titels mit etwas Champagnerähnlichem namens Cava an. Aber ich beuge mich den österreichischen Gepflogenheiten. Wichtig ist, dass wir den Titel gewonnen haben."

Die Ära von Óscar García hat in Salzburg erst begonnen. Routinier Andreas Ulmer, der mit Salzburg bereits seinen sechsten Meistertitel feierte, drohte auch bereits Richtung Rivalen: "Wir befinden uns in einem Prozess, ich denke, dass da noch viel Luft nach oben ist." Vier Mal in Folge Meister wurde übrigens bislang nur ein österreichischer Club: die Wiener Austria von 1978 bis '81. Red Bull Salzburg ist auf dem besten Weg, diesen Rekord schon in der nächsten Saison einzustellen.

Salzburgs Meistermacher ist kein Trainer der lauten Worte, der am Spielfeldrand den Hampelmann gibt. Und er weiß, wie man sich in der Stunde des Triumphs verhalten muss. "Ich möchte vor allem dem Team, den Spielern, dem Staff, den Fans, dem gesamten Verein zu diesem Meistertitel gratulieren." Und Óscar García vergaß auch nicht, seine Vorgänger zu erwähnen. "Ich möchte mich auch bei Peter Zeidler und Thomas Letsch bedanken und ihnen gratulieren. Auch sie sind Teil dieses Titels."

Sportchef Christoph Freund und General Manager Jochen Sauer, der noch am Samstag im Stadion mit dem obersten Fußballchef der Bullen, Gérard Houllier, über die Zukunft sprach, hatten Óscar García im zweiten Anlauf geholt und bereuten diese Entscheidung nicht. "Wir haben uns richtig stabilisiert, eine Winner-Mentalität im Team. Die Mannschaft hat sich diesen Titel erarbeitet, deswegen ist er sehr viel wert", so Freund. Im August lagen die Bullen schon acht Punkte hinter Rapid, damals sprach keiner mehr von Platz eins. Für Salzburg ist es der siebte Titel in der Red-Bull-Ära, Ulmer feierte seine sechste Meisterschaft: "Titel sind nie Alltag. Es ist jeden Tag harte Arbeit."