Der Meistertitel der österreichischen Fußball-Bundesliga bleibt in den Händen von Red Bull Salzburg - und dennoch hängt der Haussegen bei den Bullen schief. Wegen einer über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreiteten Mitteilung wurden jene Anhänger, die am vergangenen Samstag nach dem 1:1 gegen Sturm Graz noch über den Titelgewinn gejubelt hatten, in Aufruhr versetzt. "Red Bull Salzburg verzichtet in Abstimmung mit Partnern und Sponsoren auf die Verwendung eines Meistersterns auf dem Trikot", hieß es darin.
Im internationalen Fußball ist es üblich, sich für zehn errungene Titel mit einem Stern auf der Brust zu "belohnen". Sieben Meisterschaften hat Red Bull Salzburg gewonnen, drei der Vorgängerverein Austria Salzburg. Allerdings wird von der Clubführung bevorzugt, eine klare Trennlinie zwischen den beiden Vereinen zu ziehen, was nun eine breite Front heimischer Fußballfans auf den Plan rief.
Seit Tagen wird in sozialen Netzwerken zum Stimmungsboykott aufgerufen. Im Wortlaut hieß es da vor dem Salzburg-Derby am Mittwochabend in Grödig (Spiel nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe): "Info unserer Capos in Sachen Grödig. Der Support wird eingestellt." Sogar ein Boykott der Meisterfeier am Sonntag nach dem Saisonfinale gegen den WAC wird von den verärgerten Anhängern überlegt.
Die Clubführung suchte unterdessen das Gespräch mit den Fans und verwies auch auf SN-Anfrage darauf, "dass es im österreichischen Fußball keinerlei Regelungen oder Vorgaben im Zusammenhang mit der Verwendung von Meistersternen gibt". Die Nutzung von den Clubs sei uneinheitlich und erfolge nach eigenem Ermessen.
Am Mittwoch mischte sich auch Rudi Quehenberger in die leidenschaftlich geführte "Sternfrage" ein. Der langjährige Clubchef von Austria Salzburg hält einen Meisterstern auf dem Bullen-Trikot für berechtigt, betonte aber auch: "Wichtiger als ein Stern ist der Geist, der in einem Verein herrscht." Befremdet habe ihn, zu hören, Red Bull Salzburg würde auf den Stern auch deshalb verzichten, "weil man sich nicht mit fremden Federn schmücken" wolle. "Ausschließlich Red Bull Salzburg ist der legitime Nachfolger jenes Vereins, der 1993, 1994 und 1997 österreichischer Fußballmeister war und dessen Clubchef ich war. Nicht zuletzt aus dieser Kontinuität heraus wurde ich Ehrenpräsident von Red Bull Salzburg", erklärte Quehenberger.
Die Laune der ohnehin schon enttäuschten Bullen-Fans dürfte sich nicht sonderlich gebessert haben, als am Mittwoch die Gerüchte über einen bevorstehenden Abschied von Mittelfeldstar Naby Keïta die Runde machten. Die "Leipziger Volkszeitung" vermeldete, dass Keïta vor einem Wechsel zu Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig stehe. Süffisanter Schlusssatz: "In Sachen Ablöse wird man sich auf dem kurzen Dienstweg einigen."
Dass der 21-jährige Nationalspieler aus Guinea, der vor Kurzem erst bis 2021 in Salzburg verlängert hat, nicht ewig in Österreich bleiben würde, ist klar. Dass er die Salzburger Bullen aber noch vor der bevorstehenden Champions-League-Qualifikation in Richtung Leipziger Red-Bull-Filiale verlassen könnte und er sein Team vor der heißen Phase im Sommer schwächen würde, stößt bei den Fans auf wenig Verständnis. Schon im Oktober 2015 gab es einmal Gerüchte über einen bevorstehenden Wechsel von Keïta nach Deutschland. Damals erklärte Leipzigs Clubboss Ralf Rangnick, dass der Edelkicker in der Winterpause noch in Salzburg bleiben würde. Er könne aber nicht sagen, was im Sommer passieren wird. Hinter dem Keïta-Transfer könnte also durchaus ein längerfristig angelegter Plan stecken.
Salzburgs Sportchef Christoph Freund geht davon aus, dass man mit Naby Keïta in die Qualifikation zur Fußball-Königsklasse gehen wird. Er betonte aber auch: "Klar wecken solche Spieler bei anderen Vereinen Begehrlichkeiten. Naby kann in jeder Liga der Welt spielen." Neben Leipzig soll auch Arsenal aus der englischen Premier League Interesse an Salzburgs Spielgestalter bekundet haben.
In der Gerüchteküche brodelte es am Mittwoch auch um Meistertrainer Óscar García. Wie die spanische Zeitung "Sport" berichtete, soll der 43-jährige Katalane ein heißer Trainerkandidat bei Premier-League-Absteiger Aston Villa sein. Vonseiten Red Bull Salzburgs, wo man sich an derartigen Gerüchten traditionell nicht beteiligt, hieß es dazu knapp: "Es liegt kein Angebot vor."


