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"And Just Like That ..." wird es tierisch komisch

Zunehmend ernsthafter wird die Serie, wenn die mittlerweile über 50-jährigen Frauen und Männer mit Chaos in Patchworkfamilien, dem Älterwerden und damit verbundenen Umbrüchen, Krankheiten und sogar Tod konfrontiert werden.

Simona Pinwinkler
 Dass Carrie angeblich Tag und Nacht auf High Heels durch ihre Wohnung stöckelt, bringt ihren Nachbarn ein Stockwerk tiefer, ebenfalls Autor, zur Verzweiflung.
Dass Carrie angeblich Tag und Nacht auf High Heels durch ihre Wohnung stöckelt, bringt ihren Nachbarn ein Stockwerk tiefer, ebenfalls Autor, zur Verzweiflung.
Charlotte und ihr vermeintlich bissiger Hund.
Charlotte und ihr vermeintlich bissiger Hund.

Der idyllisch bepflanzte Garten fällt einer Rattenplage zum Opfer. Ein Hund wird zu Unrecht als Beißer bezichtigt. Szenen reihen sich aneinander, in denen Katzenbaby Shoe von Autorin Carrie Bradshaw durch ihre großzügige und kaum möblierte Wohnung in New York City getragen wird. In den ersten Folgen der dritten Staffel von "And Just Like That …", der Fortsetzung von "Sex and the City" (1998-2004), nehmen Haustiere eine überraschend große Rolle in der Storyline um die Protagonistinnen Carrie, Miranda und Charlotte ein. Ab 30. Mai werden die Folgen wöchentlich freitags auf Sky zu sehen sein.

Die Handlung plätschert zu Beginn noch so dahin. Dass Carrie angeblich Tag und Nacht auf High Heels durch ihre Wohnung stöckelt, bringt ihren Nachbarn ein Stockwerk tiefer, ebenfalls Autor, zur Verzweiflung. Dass die Fernbeziehung mit Aidan, der sich um seine Söhne kümmern muss, nicht konfliktfrei bleibt, hat sich bereits in Staffel zwei abgezeichnet. Überraschungen bleiben also zunächst aus. Gewöhnt hat man sich auch schon an die teils ausgefallenen, teuren Luxuskleider des bekannten Casts um Sarah J. Parker, Cynthia Nixon und Kristin Davis, die noch immer durch die einst so berauschend gezeichnete Metropole wandeln - mit alten und neuen Freunden. Trumpf von "And Just Like That …" ist der selbstironische Witz, der immer wieder an den Tag gelegt wird. So nimmt sich die High Society auch selbst aufs Korn, wenn sie in peinliche, unliebsame Situationen gerät. Etwa wenn die vergleichsweise prüde Charlotte, Ehefrau, Mutter zweier Teenager und Galeristin, mit ihren jungen Kolleginnen in einem Club feiert. Als ein Drogendealer ihr eine Nase Koks anbietet und noch mehr, stürmt sie erschrocken auf die Straße, die gesäumt ist von Menschen, die ihren Beschäftigungen nachgehen. Sie ist geblendet von der Sonne, die hoch am Himmel steht. Ihr Blick sagt: "Was mache ich hier eigentlich?" Wenn Miranda, die erst in der Fortsetzung ihre Homosexualität entdeckte, beim Flirten in Fettnäpfchen tritt, fühlt man sich unweigerlich in die ersten Staffeln der Originalserie aus den späten 90ern zurückversetzt, wo es hauptsächlich um das Daten in New York City ging - mit allen Kuriositäten, Eskapaden und Herzschmerz.

Zunehmend ernsthafter wird die Serie, wenn die mittlerweile über 50-jährigen Frauen und Männer mit Chaos in Patchworkfamilien, dem Älterwerden und damit verbundenen Umbrüchen, Krankheiten und sogar Tod konfrontiert werden.

Fiel es den Serienmachern bei HBO Max in Staffel eins noch schwer, den richtigen Ton für die Fortsetzung zu treffen - zwischen gewollt politisch korrekt und gequält nostalgisch -, fanden sie in Staffel zwei einen stimmigen Rhythmus. Dieser wird nun fortgesetzt, nur auf Höhepunkte muss man beim Auftakt der dritten Staffel noch warten. Weniger Sex, mehr Katzenhaare sozusagen.