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"Tatort": Mord, Falle und viele Udo Lindenbergs

Martin Behr
Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) unter vielen Udos.
Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) unter vielen Udos.

Menschen im Hotel: Da gibt es etwa die Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler), die ihrer Mutter vortäuscht, eine Fortbildung zu besuchen, in Wahrheit aber ein sexuelles Abenteuer sucht. Doch böses Erwachen statt Befriedigung im ehrwürdigen Hamburger Hotel Atlantic: Der fremde Lover liegt erstochen im Bett, die Polizistin gerät unter Mordverdacht. Die Ausgangshandlung in der "Tatort"-Folge "Alles kommt zurück" (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) ist von Drehbuchautor Uli Brée in einen tolldreisten Rahmen gesetzt, der nicht nur die Grenzen zwischen Realität und (Alb-)Traum verschwimmen lässt. Im Hotel tummeln sich neben dem echten Udo Lindenberg auch zahlreiche Udo-Doppelgänger, die zu einem Casting geladen sind.

Die im Fall Lindholm ermittelnde Kommissarin schimpft die Mitarbeiter der Spurensicherung "Schlümpfe" und ist auch sonst arg drauf. Der Tote im Bett erweist sich für Lindholm als Falle, die auf einen alten Fall zurückgeht. Dazwischen erfährt man, was es mit Somnophilie auf sich hat, und der 75-jährige Lindenberg trällert in videoclipartigen Sequenzen zwei Liedchen. In Szene gesetzt ist diese schräge Menagerie von Regisseur Detlev Buck, der in seiner Nebenrolle als Puffbesitzer in einem Riesen-Teddybär thront.

Schon das Staraufgebot verheißt: Hier hätte "Tatort"-Geschichte geschrieben werden sollen. Fadesse kommt nie auf, aber die Bemühtheit, alles richtig, alles originell zu machen, schmälert die Faszination. Und Mutter Lindholm? Kriegt vom Tohuwabohu nichts mit. Zum Glück.