Die FPK wurde in Kärnten bei der Landtagswahl nur von knapp zwei Prozent (!) gewählt. Dafür landeten die Grünen mit rund einem Drittel aller Stimmen auf dem ersten Platz, zehn Prozentpunkte vor der zum Wahlsieger gekürten SPÖ. In Niederösterreich wiederum bekam die absolute Mehrheitspartei ÖVP bloß 30 Prozent.
Wie man auf derart jenseitig klingende Zahlen kommt? Die Daten beschreiben, wie es ausgegangen wäre, falls allein Wähler mit Universitätsabschluss vulgo Akademiker abgestimmt hätten. In der Politikwissenschaft wird nämlich auch die Parteipräferenz nach Alter, Geschlecht, Beruf und eben der höchsten abgeschlossenen Schulbildung erforscht.
Die geschichtliche Arbeiterpartei SPÖ etwa hat Wähler mit Lehrabschluss in Kärnten gewonnen, in Niederösterreich viele davon an die ÖVP verloren und muss sich im Bund mit der FPÖ um diese Gruppe streiten. Das Team Stronach wiederum wird da und dort von Absolventen berufsbildender mittlerer und höherer Schulen am meisten gewählt.
All das ist angesichts der erdrutschartigen Veränderungen der Machtverhältnisse in Kärnten und der Erwin Pröll’schen Wiederwahl zu Recht untergegangen. Freilich muss man zugeben, dass die formale Bildung in der veröffentlichten Wahlforschung generell eine Art Tabu ist. Das hat nichts mit der Unschärfe von Umfragen zu tun, denn die Differenzen bei den Parteivorlieben je nach schulischer oder akademischer Ausbildung sind so deutlich, dass sämtliche Schwankungsbreiten daran nichts ändern.
Doch es ist nahezu unmöglich, sachlich über einen Zusammenhang von Parteivorlieben und Bildungspolitik zu diskutieren. Jedenfalls nicht, ohne sich dem Generalverdacht auszusetzen, die Wähler frei nach Karl Farkas und Ernst Waldbrunn in schlaue Vernunftmenschen und weniger kluge Bauchtypen einzuteilen. Dabei war bei den Kabarettisten ja unklar, wer in Wahrheit der G’scheite oder Blöde war. Genauso gibt es unter den Pflichtschülern und Studierenden gleichermaßen Genies als auch Bekloppte. Die eigentliche Botschaft, welche sich hinter den Wahlanalysen verbirgt, hat nichts mit den Parteien und ihrer Stimmenzahl zu tun.
Die Erkenntnisse aus der Wahlforschung beweisen, dass es grundlegende Meinungsunterschiede in der österreichischen Gesellschaft nicht nur zwischen Männern und Frauen, Älteren und Jüngeren oder In- und Ausländern gibt. Die Bildungskluft ist ebenso groß wie Geschlechter-, Alterskonflikte oder Fremdenangst bis zum latenten Rassismus.
Leider spricht darüber selten jemand, schon gar nicht, wenn es um gegenseitige Vorurteile zwischen Lehr-, Schul- und Universitätsmenschen geht. Diese leben in getrennten Parallelwelten, ohne das Leben der anderen zu kennen. Das ist das echte Problem.