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Böse Briefe an das Christkind

Sogar Politiker schreiben ans Christkind. Für Insider ist die Wortwahl der Briefe ein Echtheitsbeweis.

1. Wir von der SPÖ erbitten als Nächstenliebe, den Mantel des Schweigens über die Europawahl zu breiten. Brav genug für die Wunscherfüllung waren wir im Kampf gegen Untersuchungsausschüsse. Also wird Genosse Otto Pendl die Intransparenz des Wahlergebnisses beantragen. Denn unsere Wähler werden a) weniger und sind b) oft EU-ropäische Ignoranten, die an Mai-Sonntagen Besseres zu tun haben. Das gilt auch für viele rot wahlkämpfende Funktionäre. Freundschaft!

2. Wir als ÖVP sind sowohl Europapartei als auch Christdemokraten. Dass Ernst Strasser in aller Unschuld mit dem siebten Gebot kollidierte, ist ein Aberglaube. "Du sollst nicht stehlen!" hat nichts mit Geldannahme zu tun, weil Korruptionsermittlungen gegen die verbandsverantwortliche Partei eine Irrlehre der Justiz darstellen. Voller Demut flehen wir um Entfesselung und sonst nichts, weil die Landesorganisationen dem Bundesparteichef Wünsche verbieten. Was eine Schlechtrederei der Medien ist. Grüß Gott!

3. Wir Recken der FPÖ sind Christus nahe, weil wir an unpassenden Stellen christliche Symbole verwenden. Bloß die linke Medienpropaganda des Staatsfunks nennt das Missbrauch. Mehr schreiben wir nicht, weil es genug Politikverdrossene gibt und Stehsätze, die eigene Konzeptlosigkeit belegen. Als Gruß bestellen wir mit gespreizten Fingern drei Bier.

4. Wir Grünpolitiker/-innen beklagen uns über die Ungerechtigkeit der nationalen Wahlwelt, während in den Ländern unsere Schwestern und Brüder in Regierungen einzogen. Auszuschließen ist, dass wir im Bund etwas falsch gemacht haben. Liebes Christkind, hilf uns bei jenen Medien, welche für die grüne Genialität zu unreif, zu dumm oder zu sonst was sind. Friede!

5. Wir Neos behaupten, christkindlich fliegen zu können. Wir sind dankbar, dass mediale Meinungsführer uns weder lächerlich machten noch einen von uns inhaltlich genauer befragten. Jetzt hoffen wir, dass sie in ihrer Sehnsucht nach Neuem den pinken Glauben an ein besseres Österreich nicht als eine esoterisch angehauchte Scheinkompetenz interpretieren. Liberale Grüße!

6. Wir farblosen Jünger des Team Stronach wünschen einen Erlöser. "ER" soll verhindern, dass immer so negativ geschrieben wird, es gebe uns, weil Frank die Löhne und mehr zahlte. Übrigens verstehen wir etwas von Wirtschaft und kennen fast alle Parteien von innen. Unterzeichnen tun wir mit den Mitgliedernamen. Es ist nur leider für eine junge Bewegung, die viel erreicht hat, dreifach schwierig, den Überblick zu behalten: Ob es Mitglieder gibt, wen wir ausschließen, und wer mit wem . . . Danke, mein Guru!

PS: Alle Weihnachtswünsche sind unter Finanzierungsvorbehalt.