Es wäre Provinzialismus pur, die bevorstehenden Landtagswahlen als wichtigste Entscheidung für die Zukunft der Republik hochzustilisieren. Nichts gegen Niederösterreich oder Kärnten. Auch die Tiroler und Salzburger sollen sich bitte nicht beleidigt fühlen. Doch das EU-Budget von 2014 bis 2020 ist von größerer Bedeutung.
Natürlich sollen die Wähler bei ländlicher Millionenverschwendung bis hin zu Untreue und Korruption genau unter die Lupe nehmen, welche Partei ihr Lebensumfeld künftig wie gestalten will. Derselben Aufmerksamkeit bedürfen aber jene 960 Milliarden Euro, die das nächste EU-Budget bilden. Dazu ist aus den Ländern bestenfalls der Pauschalvorwurf zu hören, dass man in Brüssel das Geld noch mehr verschwende als in Klagenfurt und Umgebung.
Es geht nicht darum, ob jemand ein Befürworter oder Kritiker der EU und ihres Budgets ist. Dringend erforderlich ist, jenseits von Halbwissen und Vorurteilen - so ist jeweils frei erfunden, dass die EU den Krümmungsgrad von Bananen vorschreibt oder Deutsch als Amtssprache abschafft - inhaltlich zu diskutieren. Die Bringschuld der Politik lautet, für eine Versachlichung der Debatte bessere Bildungschancen anzubieten.
"Europapolitische Bildung" sowie "Wirtschaftserziehung und VerbraucherInnenschutz" sind zwei von zwölf Unterrichtsprinzipien an heimischen Schulen. Dass das viele nicht wissen, ist schade. Denn vor allem mehr Wirtschaftswissen ist für das Budgetverständnis nötig. Auch wenn die Wortwahl des entsprechenden Prinzips ein bisschen nach einer sprachlich ausgewogenen Selbstverwirklichung von ÖVP und Wirtschaftskammer sowie SPÖ und Arbeiterkammer klingt.
In der Theorie ist das Unterrichtsprinzip trotzdem eine tolle Sache: Es bedeutet, dass wirtschaftliche Bildung als Querschnittmaterie an allen Schultypen, für alle Altersgruppen und in allen Fächern behandelt wird. Das würde bedeuten, dass wir bald eine Generation mit sensationeller Europa- und Wirtschaftskompetenz haben.
In der Praxis hat leider jeder Lehrer alle zwölf Prinzipien umzusetzen. Das verlangt einen Brückenschlag von der Wirtschaftsbildung über den Musikunterricht bis zur Sexualerziehung. Letztere ist ebenfalls ein Prinzip, und alles hängt vielleicht irgendwie zusammen. Haben wir jedoch Wunderlehrer mit pädagogischen Fähigkeiten der universalen Wissensvermittlung? Nein.
Also muss man den politischen Mut haben, im Bildungswesen mehr Prioritäten zu setzen und eine EU-ropäische Politik- und Wirtschaftsbildung extrem zu stärken. Weil die politische Bildungsarbeit allein eine schwache Interessengruppe ist, wäre "Europa, Politik und Wirtschaft" etwas, das mit Allianzen mächtiger Unterstützer Top-Prinzip und sogar Unterrichtsfach an Schulen werden kann. Gerade manche Landesregierungen sollten angesichts ihrer bisherigen Budgetchaos und/oder EU-Populismen dafür sein.