Meinte Norbert Darabos im ORF allen Ernstes, zwei getrennte Ja/Nein-Fragen zu stellen, ob die allgemeine Wehrpflicht beibehalten und das Berufsheer eingeführt werden soll? War das der Aufregung vor laufender Kamera geschuldet oder weiß der Minister nicht, dass ein Pazifist beide Fragen verneinen müsste? Oder ist die Ansicht verboten, keine bewaffneten Soldaten - ob Volksarmee oder nicht -, sondern Katastrophenhelfer ohne Gewehre zu wollen?
Würde nicht umgekehrt die Darabos’sche Doppelfrage zwei Mal bejaht, wenn jemand für die Wehrpflicht ist und zugleich unsere heute 16.000 hauptberuflichen Soldaten als "Berufsheer" missversteht? Sind nicht auch einzelne Ja/Nein-Fragen undenkbar, weil keine Partei als Neinsager auftreten will? Kann die SPÖ damit leben, dass banal die Beibehaltung der Wehrpflicht abgefragt wird? Oder lässt sich die ÖVP die Suggestivfrage unterjubeln, ob wir für soldatische Profis wären, sodass sie quasi die Gegenposition der Befürworter von laienhaften Waffenträgern einnimmt?
Wenn daher eine Frage mit dem bisherigen Dienst an der Waffe einerseits und der reinen Berufstruppe andererseits zum Ankreuzen formuliert wird, geschieht das in so oberflächlicher Form? Oder werden Schachtelsätze abgestimmt? Wollen wir glauben, dass ausgerechnet vor einem Superwahljahr rote und schwarze Politiker trotz diametraler Meinungen dazu inhaltlich
seriös argumentieren?
Da also viel Sachinformation nötig ist, gibt es exakt zu jener Zeit, in welcher Inseratenvergaben der Regierung kritisiert werden, eine Ministerkampagne zur Volksbefragung? Wie viel Steuergeld wird für die an sich richtige und wichtige Informationsarbeit ausgegeben?
Wie verhalten sich Medien, die an den Inseraten gut verdienen und Einnahmeverluste infolge der ab 2013 per Gesetz beschränkten Wahlkampfkosten ausgleichen? Findet ein Kampagnenjournalismus für Mehrheitsmeinungen statt, nachdem Boulevardblätter mit der "Kronen Zeitung" an vorderster Front die Abstimmung als solche massiv gefordert hatten? Wie seriös berichten Journalisten über die Inhalte für und wider Wehrpflicht oder Berufsheer, oder wollen sie im Interesse der Reichweiten und Quoten lieber einen Parteienstreit rapportieren?
Will sich die Opposition mit klaren Standpunkten quasi auf Seite einer Regierungspartei schlagen? Sind FPÖ, BZÖ und Grüne bereit, für ihre Kommunikation zur Befragung Zeit und Geld zu investieren? Oder kommen sie in einem SPÖ-/ÖVP-Ersatzwahlkampf nicht vor? Ach ja, und es gibt die Frage, wie es ausgehen wird und welche Partei davon profitiert.