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Eine ehrenwerte Gesellschaft

Mitbürger! Freunde! Österreicher! Die edlen Blauen sagen, dass alle Aufforderungen an Uwe Scheuch, zurückzutreten, niederträchtig sind.

Bloß Neider meinen, dass das Versprechen der Staatsbürgerschaft gegen Parteispenden ein Fehlverhalten darstellt. Nur Querulanten orten ein inakzeptables Handeln, das Scheuch als Regierungsmitglied disqualifiziert, ob juristisch fassbar und zur Haftstrafe führend oder nicht. Weil seine FPÖ-Oberedlen Heinz-Christian Strache und Gerhard Dörfler erklären, dass es um das Strafrecht geht. Scheuch gilt als ehrenwerter Mann. Sein Verbleib ist frei von Herrschsucht und zum Wohle der Menschen.

Der noble EU-Abgeordnete Ernst Strasser hätte also im Amt bleiben sollen. Bei ihm liegt ja keine Verurteilung vor. Es sind Intriganten, denen das Video genügt, wo er sich mutmaßlich seine Parlamentstätigkeit von Lobbyisten bezahlen lässt. Das und der Tonbandbeweis gegen Scheuch belegen kein inakzeptables Politikverständnis, sondern beide sind ehrenwert und uneigennützig.

Für die Schwarzen ist folgerichtig ein Hetzer, wer Josef Martinz vor Prozessende nicht als Landeschef einer staatstragenden Partei sehen will. Allein Klassenfeinde der ÖVP monieren, dieser wäre sogar bei Schuldfreiheit total inkompetent.

Zu glauben und zu behaupten, dass nach dem ,Patriotenrabatt‘ lächerliche sechs Millionen Euro für Gutachten angemessen sind, darf niemand als Indiz für gemeingefährliche Blödheit sehen. Martinz ist ein ehrenwerter Mann!"

Nach den Kärntner Skandalen könnten SPÖ-Politiker im Stil von Marcus Antonius obige Rede halten. Mit dem Schönheitsfehler, sie an rote Gewerkschafter erinnern zu müssen, welche den Streikfonds im karibischen Sand der Bawag versenkten. Obwohl zugegeben der ÖGB-Finanzleiter Günter Weninger, wegen Beihilfe zur Untreue vorläufig zu zweieinhalb Jahren teilbedingt verdonnert, nicht mehr die Kassa verwaltet. Trotz moralischer Verjährung schmeckt es freilich schal, dass Karl Blecha - er erhielt 1993 wegen Fälschung von Noricum-Beweismitteln neun Monate - heute die ehrenwerteste Wahlkampflokomotive für die Stimmen der Pensionisten ist.

Im Nationalrat sitzen als Volksvertreter sowieso fix verurteilte Abgeordnete. Von sechs Monaten für Peter Westenthaler (BZÖ) wegen Falschaussage vor Gericht bis drei Monate und 24.000 Euro Geldstrafe für Susanne Winter (FPÖ) infolge Verhetzung. Ach ja, und wegen des Verdachts der illegalen Parteienfinanzierung werden soeben der orange Stefan Petzner plus die Spitze der Kärntner Freiheitlichen einvernommen.

Im Drama von William Shakespeare hatte Brutus Julius Cäsar ermordet und sah das in Wechselrede mit den Komplizen als gute Tat. Antonius trat auf Cäsars Leiche, um später mit seiner Ansprache den Octavianus zum Regenten zu machen. Dann bekriegten sie einander. Im Unrecht fühlte sich keiner.

So schlimm ist es in unserer Politik nicht. Die Handlungsmuster sind jedoch ähnlich.