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Franks Welt ist unsere Welt

Frank Stronach bricht im Fernsehen alle Regeln. Objektiv macht er sich als Dauerredner und Nichtzuhörer lächerlich. Subjektiv gewinnt er damit Wähler, weil er Charakterzüge offenbart, die viele in sich tragen.

Zuhören und ausreden lassen etwa, das lehnt Stronach ab. Na und? Seine Ungeduld entspricht dem Egozentrismus von Legionen, welche nur ihren Sermon absondern wollen. Das Gesagte des Gegenübers gilt für Tausende Möchtegern-Stronachs als temporäres Geplapper, um den nächsten Wortschwall vorzubereiten, der ansatzlos aus dem Mundloch quillt.

Jeder von uns hat massenhaft Bekannte ohne Bereitschaft, auf Gesprächsinhalte einzugehen. Man quatscht einfach sein Ding, weil allein die eigene Meinung wichtig ist und das Thema oder gar ein Gegenargument lästige Störungen. Esther Mitterstiehler, Chefredakteurin des "WirtschaftsBlatts", bringt die Sache auf den Punkt: Entweder jemand ist Herrn Stronachs Ansicht oder er ist für ihn ein Trottel - was er frank und frei ausspricht.

Das ist undemokratisch und fördert bezahlte Jasager, spiegelt jedoch das goldene Österreicherherz. Mangels politischer Bildung haben Parteien und Bürger verlernt, abweichende Meinungen zu akzeptieren. Bei wem ein kurzer Überzeugungsversuch misslingt, der wird verunglimpft. Im besten Fall als weltfremd, schlimmstenfalls durch Herabwürdigung seiner Person. Alle seine Privat- und Berufstätigkeiten wären unnötig, dumm oder korrupt.

Frank Stronach begnügt sich nicht mit individuellen Beleidigungen, sondern es sind "die Journalisten", "die Wissenschafter" und natürlich "die Politiker", welche anders als er noch nie etwas geleistet hätten. Auch das passt perfekt zum Volksmund, der feuchtfröhlich ohne Differenzierung über "die Lehrer", "die Beamten" und "die Pensionisten" herzieht.

Das Schimpfen auf (Polit-)Journalisten und (Politik-)Wissenschafter ist am beliebtesten. Denn wir wollen nicht wahrhaben, dass es neben der Politikerverdrossenheit auch einen Elitenfrust gibt. "Die da oben" sind zum Feindbild geworden.

Und egal ob Milliardär oder gescheiterte Existenz: Ist etwas im Leben nicht gelungen, so liegt das an den anderen. Statt Selbstkritik müssen Verschwörungstheorien herhalten, warum Max Mustermann nicht befördert worden ist. Böse Intriganten waren schuld, dass Austria Wien nicht Sieger der Welt- und Europaliga wurde oder Frank Stronach bei den Wahlen in Kanada als Kandidat erfolglos blieb.

Er und sonstige "Ichs" sind übrigens immer der Gute und Soziale. Weil billige Schuldzuweisungen an Dritte aber allzu menschlich sind, wird kein noch so bizarres Interview Frank Stronach schaden. Bitter lächeln müssen Parteipolitiker, die als Verbalrabauken mit Populismen das Terrain für inhaltslose und unsachliche TV-Diskussionen aufbereitet haben. Die kostet er die meisten Stimmen.