Das könnte alpenrepublikanische Politiker in Versuchung führen, sich als Möchtegern-Obamas zu gebärden. Vermutlich würden dabei viele kläglich am mangelnden Kommunikationstalent scheitern. Doch eignet sich der US-Präsident überhaupt als vorbildlicher Wahlkämpfer?
Nein. Der größte Wettbewerbsvorteil Obamas war seine gigantische Datenbank. Obama hat gewonnen, weil sein Kampagnenteam über knapp 15 Millionen (!) Computerdateien mit intimsten Informationen einzelner Wähler verfügt. Ganz legal können in den USA vom Ministerium Listen mit Namen und Kontaktadressen der Wähler gekauft werden. Parteipräferenz - man muss sich als Demokrat, Republikaner oder Unabhängiger registrieren - und Zeitpunkt aller Stimmabgaben seit Jahrzehnten inklusive.
Das wird ergänzt mit den Inhalten aus elektronischen Kundenkarten von Supermärkten bis Online-Buchhandel. Irgendwann sind neben Alter, Geschlecht und Hautfarbe auch Essgewohnheiten, Autovorlieben und Wohnverhältnisse eines Wählers erfasst. Oder Krankheiten. Dadurch konnte Obama zielgerichtet und hoch effizient entscheidende Wählergruppen in jener Form ansprechen, die besonders persönlich erschien. Wollen wir das wirklich?
Die Kampagne des Präsidenten beruhte zudem darauf, seinen Mitbewerber möglichst schlechtzumachen. 91 Prozent der Werbespots Obamas waren negativ und gegen Romney gerichtet, der als Rechtsaußen dargestellt werden sollte. Obwohl er als Gouverneur von Massachusetts eine gemäßigte Politik betrieb. Die Botschaft lautete "Das ist der reichste Radikalinski, den es jemals als Präsidentschaftskandidat gab, und die Sorgen des Mittelstandes kümmern ihn keine Laus!".
Dilettanten, welche mit wechselweisen Beschimpfungen auf solche Art das Image der eigenen Branche ruinieren, gibt es in der heimischen Parteienlandschaft sowieso genug. Doch vertrauen jenseits des Atlantiks beispielsweise nur armselige zwölf Prozent dem Kongress, und diese Zahl ist hoffentlich kein Vorbild für den National- und Bundesrat.
Zu nicht guter Letzt fühlt sich als heimlicher Wahlsieger hinter Barack Obama jemand wie Scott Dworkin, Chef der "Bulldog Finance Group" - was für ein bezeichnender Name -, welche für Obama mit Keilermethoden Hunderte Millionen Dollar auftrieb. Dworkins feste Meinung ist, dass Inhalte hundertprozentig egal sind, sondern allein die dickere Geldbörse über den Wahlsieg entscheidet.
Da ist unser System der öffentlichen Politikfinanzierung besser, so unpopulär jeder Steuereuro für Parteien sein mag.
Zur Klarstellung: Die Romney-Kampagne war um nichts besser. Doch sollte der Sympathieträger Obama nicht darüber hinwegtäuschen, dass Politik in den USA ein besonders schmutziges Geschäft ist.