Auch wenn alle auf den Präsidentschaftswahlkampf starren: Die amerikanische Verfassung beginnt mit dem Kongress, das Präsidentenamt folgt nur an zweiter Stelle. Aufgrund negativer Erfahrungen mit diktatorischen oder inkompetenten Gouverneuren in der Kolonialzeit bestand tiefes Misstrauen vor einer zu starken Regierung. Der Kongress bildet das Gegengewicht zu Barack Obama & Co.
Österreich hat hingegen ein parlamentarisches System, das statt wechselweiser Kontrolle die Gewaltenfusion von Gesetzgebung und Verwaltung - Stichwort Regierungs(gesetz)vorlagen - fördert. Anders als beim keineswegs allmächtigen Präsidenten der USA haben hierbei National- und Bundesrat in Relation zur Regierung und den ihr angehörenden Parteien wenig Einfluss. Der Grund ist das Ungleichgewicht der Ressourcen. Das Parlament beschäftigt laut Personalplan 2012 inklusive Portiersloge, Technik und Reinigung 422 Mitarbeiter. Die ministeriellen Zentralstellen - ohne zugehörige, nachgeordnete oder ausgelagerte Einrichtungen - haben in Summe zigfach mehr Leute.
Heimische Abgeordnete verfügen über eine Ganztagskraft bzw. zwei Halbtagsmitarbeiter oder mit Kollegen geteilte Angestellte. Bei Senatoren in den USA sind vier Büros normal. Eines in Washington D. C. und drei im Heimatstaat. In der Hauptstadt werken bis zu 30 Menschen, in jeder regionalen Filiale zwischen drei und zehn.
Ein Ausschussvorsitzender hat außerdem 20 bis 25 helfende Händepaare. Das macht bis zu 80 Assistenten, die einem Mandatar zuarbeiten. Plus fünf Personen in der Pressestelle. Hinzu kommen für alle das überparteiliche Budget Office mit 250 und der Forschungsdienst mit 900 Experten sowie die weltberühmte Kongressbibliothek.
Demgegenüber mussten Obamas Vorgänger früher in die eigene Tasche greifen, wenn jemand sie unterstützen sollte. Erst nach der Studie "The President needs help" wurde 1939 eine Organisationseinheit, das Executive Office of the President (EOP), geschaffen.
In der Alpenrepublik hatten Kanzler, Vizekanzler und Minister immer schon massenhaft Beamte. Einzelnen Abgeordneten mit gesetzgeberischen Ambitionen bleibt in Bezug auf ihre Unabhängigkeit bloß die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder das Gesetz wird in der Exekutive statt Legislative geschrieben. Oder sie betteln beim Parlamentsklub ihrer Partei, dass dessen Mitarbeiter aushelfen.
Die damit erzwungene Fraktionsdisziplin hat Vorteile der Berechenbarkeit, Stabilität und Verhinderung von Systemblockaden. Solche drohen, wenn Parlament und Regierung konsequent uneinig sind. Aber gar so stiefmütterlich ausgestattet müsste und dürfte unsere Volksvertretung nicht sein.