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Politisch nicht ganz korrekte Neujahrswünsche

Was Petrus für die Fischer, das ist als Schutzpatron der Politik der heilige Opportunismus. Besonders in Wahljahren. An ihn richten sich zu Jahresbeginn die frommen Wünsche aller Parlamentsparteien.

Die SPÖ ist da sehr bescheiden und will fast gar nichts für sich. Die einzige Erfüllung wäre, dass es allen anderen ein bisschen schlechter geht und diese noch eine Spur unbeliebter sind. Man ist nämlich festen Glaubens, mit so einer Wahlkampfstrategie den ersten Platz zu retten. Das ist nicht christlich, doch schließlich sind Sozialisten nicht die ÖVP.

Jene hat dafür die Nächstenliebe wiederentdeckt. Nicht unbedingt zum Wähler, sondern als inbrünstiges Flehen, dass Erwin Pröll die Bundespartei halbwegs lieb hat. Anders gesagt: Man erbittet vom Allmächtigen die Einhaltung des Verkehrsrechts. Es darf kein Déjà-vu des Megaunfalls von 2008 geben. Damals missachteten große Länderorganisationen das Abbiegeverbot. Sie traten einen Schritt zur Seite, um "Neuwahl-Willi" Molterer mit überhöhter Geschwindigkeit gegen die selbst gebaute Wand knallen zu lassen.

Klitzekleiner Zusatzwunsch der Schwarzen ist, dass ihre Neufindung der Zehn Gebote nicht allzu lächerlich wirkt. Man ist sich klar, dass auch Christdemokraten womöglich nach fremden Ehefrauen gelüstet. Doch nach dem Beziehungsende mit Karl-Heinz Grasser & Co. soll wenigstens nicht die Geldbörse des Steuerzahlers Ziel aller Begierden sein.

Die Grünen verfolgen den Plan, sich als einzig und allein nicht korrupte Partei zu präsentieren. Das ist naheliegend, weil die Konkurrenten Vergangenheitsbewältigung mit dem Staatsanwalt betreiben müssen. Nur die Schlussfolgerung klingt schräg: "Lieber Gott, lasse Österreich möglichst bestechlich bleiben, sodass wir gewinnen!" Oder man wünscht sich ein Umweltdesaster: Ein kleines Fukushima in einem tschechisch-slowakisch-slowenischen Atomkraftwerk garantiert Wahltriumphe.

Die Hoffnungen der Mandatare des Team Stronach sind sowieso klar. Ihr Guru möge seine Millionen nicht versiegen lassen. Der Heilsbringer verlangt im Gegenzug, dass alle Schulbuben vulgo Journalisten seinen Erlöserstatus anerkennen - und ihm sämtliche Fernsehsendungen und Zeitungsseiten für Verlesungen der Bibel oder des Telefonbuchs zur Verfügung stellen. Nur kritische Fragen und inhaltliche Tiefen werden vertraglich verboten.

Die FPÖ will ein biologisches Ende von Frankie-Boy, der das Rennen um den ersten Platz verunmöglicht. Zudem gibt es blaue Krankheitswünsche für mehr Alzheimer in der Alpenrepublik. Damit niemand glaubt, die heutige Partei hätte etwas mit Schweinereien aus der eigenen Regierungszeit auf Bundesebene oder in Kärnten zu tun. Zum BZÖ fällt nicht einmal Wunschgöttern etwas ein. Was jedoch schlimmer ist: Allen Träumen, die unsere Parteien haben, fehlen sachliche Politik- und Themenbezüge.