Ikea macht das alles super. Allein, wie die dieses "Du" verwenden! Ich bin grundsätzlich ein Freund des "Du". Wer "du" sagt, hat Vertrauen, ist ein Netter und glaubt an das Gute - sogar in den Menschen. Und später, wenn man sich ein Bild gemacht hat, wenn das Vertrauen kaputt gegangen ist, könnte man immer noch zum "Sie" wechseln. Oder gar nicht mehr kommunizieren. Aber beginnen sollten wir mit einem "Du". Und Ikea zeigt, wie das mit dem "Du" geht. Die produzieren per Du eine Nähe, die hilft. Auf jeden Fall dem Geschäft. Und da steht in den Prospekten dann auch immer etwas von Ideen und Inspiration. Das mag ich auch. Ich bin immer bereit, mir eine Eingebung verpassen zu lassen, einen Impuls, den ich dann auf meine Art in mein Leben hineinmodle. Täten sich die anderen Instant-Möbelgroßhallen am Stadtrand was abschauen, dann käme ich vielleicht dort auch einmal hin. So rase ich aber auf der Autobahn stets dem gelb-blaen "Mach's dir selber, dann bist du glücklich"-Versprechen entgegen.
Auch von Kreativität ist bei den Mödelbastelschweden immer die Rede. Auf diesen Zug springe ich ja gleich doppelt freudig auf. Weil das Kreativ-Sein - oder wie es jetzt heißt "creative" - gehört ja zu den Zauberwörtern, die ins Glück führen. Creative muss sie sein die moderne Industry. Das muss funktionieren, sonst täten ja Skigebiete oder Käsemarke nicht damit werbe, dass sie ihre Kunden mit frischen kreativen Ideen verwöhnen möchten. Wenn ich nun aber daran denke, wie ich eines der weltweit 41 Millionen Mal verkauften Billy-Regale oder einen Ivar oder den Pax zusammen baue, fühle ich mich dann doch als das, als was mich Ikea in seinen Du-Geschäftsidee einplant: Für die bin ich Hilfsarbeiter und nicht Kreativling. Un es ist eh schön, dass dieser Tage das Genie von Gilles Lundgren gelobt wird. Er erfand den "Billy". Aber ehrlich: Der Mann hat mir Zeit gestohlen. Ein Sofa ohne Beine hat er auch erfunden. Damit des leichter verschickt werden kann, besser in den Kofferraum passt, von wo ich es dann in die Wohnung schleppe, bevor der Inbusschlüssel mein bester Freund wird, und ich Spanholz verschraube.
Und von wegen Kreativität. Probier' doch beim Billy-Aufbauen, einmal eine Schraube kreativ zu setzen. Dann ist das ganz Drum hin. Und wenn du dich bei einer Schublade beim Pax nicht hündisch an die Anleitung hältst, dann besteht deine Kreativität darin, dass du beim Öffnen der Lade fruchtbar kreativ sein musst, weil sie blöd klemmt.

