Fliehers Journal

Das Leben in Salzburg ist voller Überraschungen und Neuheiten. Bernhard Flieher erzählt in seiner Kolumne "Fliehers Journal" über Alltagsbeobachtungen in Salzburg.

Rechtschreibung ganz neu: Der "Genitiv international"

Je nach Einsatzgebiet wird seit dieser Woche das schöne, weiche "ph" gegen ein scharfes "f" eingetauscht. Das gilt, wo geschrieben wird. Wenn's im Bilderbuch um den Flipper, den Freund aller Kinder, geht, wird der künftig so geschrieben: Delfin. Wenn daneben das Biologiebuch liegt, steht da drin jedoch:

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Bernhard Flieher

Unter lauten Kleinkarierten

Auf dem Schild steht: "Pizza, Indisch und andere lokale Spezialitäten". Das Schild steht vor einem mächtigen Haus. Die alte bröckelnde Fassade wurde mit zwei riesigen Fenstern zerstört. In einem dieser Fenster hängt ein blinkendes Schild: Das Wort "Open" ist da abwechselnd in Neonrot und Grellblau

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Wirte sterben ruckzuck

Zwei meiner besten Freunde sind Wirte. Wirtn, wie's bei uns daheim in der Mehrzahl heißt. Und genauer muss es heißen: Die beiden sind Wirtn gewesen, und zwar gute Wirtn. Ein guter Wirt kennt den Unterschied zwischen Gasthaus und Wirtshaus. Die beiden wussten, wie das geht, dass man sich nicht in demütiger

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Entmachtung der Ballbuben: Begrabt die Freiheit an der Seitenlinie im Stadion

Ein Lob auf Colum Hayes, der war ein Bub damals. Einer, der seinem Instinkt folgte und so die Schönheit des Unberechenbaren offenbarte. Wenn es nach den Machthabern geht, wird Hayes einer der letzten seiner Art gewesen sein und wohl einer der berühmtesten bleiben. Immerhin hat ihn auch der noch viel

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Nein! Doch! Ohh!

Neulich bei Eurosport. Der Kommentator erzählt, dass ein gewisser Louis de Funès eines der Schlösser besessen hat, die immer wieder im Bild zu sehen sind. Die beiden Experten an der Seite des Kommentators konnten mit dem Namen Louis de Funès nichts anfangen. Ich lache, über die Experten und wegen

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Wie der Saminger Hans vom Himmel hüpfte

Vom Saminger Hans hieß es, er sei nicht ganz dicht. So haben's mir die Leute erzählt, als ich auf der Durchreise bei einem Bier und gerösteten Knödeln fragte, was es bei ihnen im Dorf Besonderes gäbe. Ich lernte den Saminger Hans nie kennen. Ich hab nur von ihm gehört. Es wurde erzählt, er sei

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Alles auf Punkt und Beistrich

In meiner Hitparade der Satzzeichen rutscht der Doppelpunkt immer weiter nach unten. Das liegt daran, dass ich weiß, dass ich von immer mehr immer weniger weiß. Ich nähere mich also Sokrates, wenn ich Platon glauben darf: "Denn von mir selbst wusste ich, dass ich gar nichts weiß …", steht in der

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Die ungewissen Wege, wie man hineinkommt

Ich mag Hotels, auch wenn ich gern daheim bin. Daheim aber ist halt immer was, das ich nicht gern mag. Staubsaugen. Schreibtisch ordnen. Fliegen erschlagen. Anzug aufhängen. Wäsche aufhängen. Wäsche zusammenlegen. Auch die guten Sachen gibt's: Kochen, Radrennen schauen, lesen. Den richtigen Bleistift

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Sorry, bin die nächsten Tage auf der großen Runde

Heute beginnt in Lille die große Runde. Bedeutet: Ich werde die nächsten drei Wochen täglich ab etwa Mitte des Nachmittags nur in Notfällen erreichbar sein. Das ist die Zeit, wenn sich die Ereignisse auf den französischen Straßen zur Zielankunft hin zuspitzen. Wer dann als Erster über die Linie

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Fliegen in der Hausruckbahn

"Bei Zugluft ist dieses Fenster zu schließen", steht da. Es beschwert sich aber niemand im Zug über den Zug. Wer nur im Railjet sitzt, kennt das anders. Dort wird man airkonditioniert. Irgendwem ist immer zu heiß. Irgendwer fröstelt. Die geschlossene Gesellschaft im Großraum lebt nicht in der gleichen

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Im G'wandkasten verschwindet die Zeit und kommt wieder

Ich klopfe in meinem alten Jugendzimmer in die Tastatur. Wenn ich dort sitze, sehe ich mich manchmal, wie ich von der Schule heimkomme, wie das Essen wartet, wie wir reden, wie danach das Zimmer meine Welt ist. Als ich dann ausgezogen war, wuchs das Zimmer zur Bibliothek, blieb also irgendwie mein Zimmer.

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Schlaflos in der Quadratur der Unberechenbarkeit

Seit Langem nehm ich mir vor, über das Schlafen zu schreiben. Da rechne ich mir aus, dass ich alle locker beeindrucken kann. Beim Schlafen kenn ich mich aus. Ich sammle dazu schon lebenslang täglich Erfahrungen. Da kommt in Summe einiges zusammen. Na ja, nicht jeden Tag. Es gab Zeiten, in denen es

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80 JAHRE SN

Und heute? Weiterschreiben!

Zum 80. Geburtstag der "Salzburger Nachrichten" haben wir für Sie Geschichten über Begegnungen mit besonderen Menschen geschrieben, die uns im Laufe unseres Berufsweges beeindruckt haben. Unter www.sn.at/80-jahre finden Sie unseren Schwerpunkt "80 Jahre Salzburger Nachrichten". Manches Moi, da spür'

Wo Beziehungen an ein Ende kommen: Eskalation im Flammenmeer

Ich bekenne gleich, bevor jemand recherchieren möchte: Den Titel habe ich abgeschrieben. Ich beschloss den Verbaldiebstahl, als ich in einer deutschen Zeitung an dem Titel hängen blieb. Also ich musste ihn schon ein bisschen anpassen. Es stand da nämlich: "Eskalation im Media Markt". Der Titel tat,

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Nemo wird immer schwerer zu finden sein

Nein, eh nicht noch einmal Song Contest. Aber der Nemo ist mir halt wieder untergekommen. Der hat im vergangenen Jahr für die Schweiz gewonnen. Ich hätte ihn so gern schon vergessen. Geht aber nicht, weil er mir auch immer dann einfällt, wenn sein grundsympathischer ozeanischer Namensvetter wieder

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Song Contest dahoam: Mit Andi Knoll zum Wettsingen an den Inn

Jetzt also noch einmal, zuerst der Udo Jürgens, dann Conchita Wurst und jetzt JJ. Und der JJ hat auch gleich Ansprüche angemeldet. Er würde daheim dann gern die Show moderieren. Gemach, Gewinner! Nicht einmal Conchita Wurst moderierte, sondern schwebte 2015 nur ein in die Wiener Stadthalle, quasi

Andi Knoll mit ESC-Sieger JJ in der Sendung „ESC 2025 - Sieg für Österreich“.

Nächstes Jahr in Helsinki, oder in North Carolina

Bevor uns jetzt womöglich der JJ den Schas gewinnt (es ist Kommentator Andi Knoll nicht genug zu danken, dass er den Song Contest einst auf dieses eine Wort eingedampft hat), sei hier dringend darauf hingewiesen: Noch leben wir in demokratischen Verhältnissen. Jeder kann einen kleinen Beitrag leisten,

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An der Grenze, wo die Würde antastbar ist

Der Zug steht. Die Zeit steht. Nur Trickser tun, als rase sie und sie würden mithalten. Die Schlimmsten unter ihnen, die Ehrgeizigen, die Streber, die willfährigen Opportunisten, tun mit in der Raserei der verdummenden Ablenkung. Sie tun mit, weil sie keine Idee haben, aber den Rückenwind lesen können.

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Blackout auf dem Radweg

Ergriffen wird Partei fürs Fahrrad. Nur fürs Fahrrad, das laut Lexikon so definiert ist: ein Zweirad, das aktiv und ausschließlich durch Muskelkraft des eigenen Körpers angetrieben wird und (mit Ausnahmen) einspurig ist. Erstmals wird es in der Duden-Ausgabe von 1900 erwähnt. Meinetwegen wird, weil

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Eine letzte Schokolade mit Bridget Jones

Schokolade hätt' ich kaufen müssen. In Schokolade liege Trost, heißt es. Da schmelze der Kummer, wird gesagt, während der Batz im Mund geschmeidig wird. Sagte schon der Helmut Qualtinger als Herr Karl: "In meinem Alter ist man oft auf was Süßes, man steckt es in den Mund und es vergeht die Zeit."

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Die Grenzen der Künstlichen Intelligenz: Schmusen mit dem Textfabrikanten

Wieder einmal hintendran, hab' ich jetzt doch einmal die KI angeworfen. Künstliche Intelligenz. Wobei sich "künstlich" darauf bezieht, dass man sich da eines Hilfsmittels bedient, das in seiner unheimlich unerklärlichen Dimension dann doch wieder auf das zurückgreift, was "der Mensch" zuvor fabriziert

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No sleep till Kellerwirt-Disco

Es prasselt an die Scheibe. Draußen rauscht in der Dämmerung Landschaft vorbei. Ich schreibe einfallslos herum, während draußen diese Landschaft vorbeirauscht, die ich eh kenne - war zuletzt öfter hier unterwegs. Ich bin auf einer frühabendlichen Zugfahrt. Zu einer Zeit, da die Schüler und Pendler

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Testsieger in einem Leben ohne Stoppuhr

Ich sitze seit etwa 20 Jahren am selben Schreibtisch im selben Eck in unserer Redaktion. Ich mag solche Gewohnheiten. Nicht, dass das mit Gemächlichkeit oder Bequemlichkeit verwechselt würde. Oh no, no, no! Es ist eher die Satisfaction der Normalität, in der in meinem Leben Ideen wachsen können.

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Gemma Schirm, und gemma miteinand'

"Gemma Schirm", sagt Lolinger zu ihrer neuen Freundin Mia. Mich regt diese Sprachverlotterung auf, diese Grammatikvergessenheit. Ich mag ganze Sätze. Ja, ich bestehe auf ganzen Sätzen, außer sie dienen der Poesie, dem Takt eines Textes. Jedenfalls wären ein Subjekt und ein Prädikat als kleinste

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Horrorklassiker live: Der Elon mit der Motorsäge

Johnny Cash legt den Gitarrenkörper an die Schulter. Das Griffbrett zielt ins Publikum. Er feuert Akkorde ab. Vor ihm sitzt ein Publikum, das Neues fürchtet und auf Bob Dylan wartet. So wird das im gerade angelaufenen Film "Like A Complete Unknown" erzählt. Das Publikum sieht man im Kino nicht, als

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Gegenwärtige Störgeräusche

Zum Beispiel habe ich mit Lolinger immer geredet, wenn wir mit dem Kinderwagen unterwegs waren. Uns war nie fad, weil rundherum immer so viel Gegenwart war. Neulich zum Beispiel, wie mir die Frau mit den Kopfhörern über der Haube entgegenkam in der Altstadt, dachte ich, dass es auch ohne Gegenwart

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Österreichische Verhältnisse, eingekocht zu einem Kompott

Von Österreich ausbetrachtet, liegen "wir" (Lieblingswort der Moderatoren bei der laufenden Ski-WM) unschuldig im Herzen der Welt. Von Europa ausbetrachtet, ist Österreich an den rechten Rand gerutscht. Und vom Weltall ausbetrachtet lässt sich dort, wo Österreich liegen müsste, ein dunkler, brauner

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Ein letztes Sackerl Dragee Keksi, damit man gesünder stirbt

Die Last eines Versprechens drückt mich. Hätte ein Big Mäc (schreibt man anders, sagt es aber so) eine Seele, er würde sich ähnlich fühlen. Den Big Mäc musst du zusammenquetschen, bevor du in die 500 Kalorien hineinbeißen kannst. Aber das muss leider warten, weil jetzt beim Mittagessen - Fisch

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Ja und nein, und schon wird die Verwirrung zur Gefahr

Auf den echten Fernsehsendern und in den wirklichen Parteikanälen kannst du hören, wie die Verwirrung wächst. Da wird's laut und lauter. Pausenlos wird gesendet. Trotzdem kommen die g'scheiten Sachen selten oder wenn die meisten schon schlafen. Dafür kommt der Mann von der Straße oft zu Wort, die

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Und dann geht dem Traum das Licht aus

Wenn das Licht aus ist, gibt es Begegnungen von hirnzersetzender Art. Andererseits könnte man es sehen, wie es Kurt Cobain sang: "With the lights out, it's less dangerous." Er singt von einer Zuflucht im Lichtlosen. Es kann aber gefährlich werden, wenn das Licht ausgeht. Und wenn es, wie beim Regisseur

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Ein paar letzte Zettel zum Jahresende

Am Ende sind es für den Anfang Zettel und ein paar Notizhefte. Vollgeschrieben. Quergeschrieben. Einzelne Wörter sind unterstrichen, manche in Versalien. Listen. Zitate. Einfälle. Erfundene Worte. Manche verweisen mit Pfeilen aufeinander. Schaut aus wie eine Landkarte, wie die geheimnisvolle Schatzkarte

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Bernhard Flieher

Schaffner sein und Punkte sammeln für einen Kaffee

"Schaffner und Schaffner ist zwaralei, man kann nua a Schaffner oda auch a Herr Schaffner sein." So sang der Ambros Wolferl vor fast 50 Jahren. Das musst du freilich heutzutage gendern. Nicht wegen der Korrektheit, sondern wegen der normativen Kraft des Faktischen. Jedenfalls war das bei sieben der letzten

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Dubai-Schokolade: Beim Hofer ins Übermorgenland kugeln

Endlich auch beim Hofer. 100 Gramm für 5,49 Euro. Was beim Diskonter ankommt, ist in der Welt angekommen. Der Rest ist Luxus, auf Sand gebaut quasi. Wie Dubai. Die Schoki, von der alle tun, als wäre sie der neueste hotteste Shit, gibt's dort schon länger. Aber dann kam der Hype in asozialen Medien.

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