Der Austrofred nimmt sich in seinem neuen Buch "Pferdeleberkäse" eines Themas an, von dem man sagen muss: Erfolgsgeschichte. Jedenfalls müssen das die so sehen, die zu den Bestimmern gehören, aus Wirtschaft und manchmal sogar noch aus der Politik, zu denen also, denen ein abhängiger Bürger, der sich einfach führen lässt, und ein Konsument, der jeden Schas glaubt, weil er ihn haben will, wirklich etwas wert sind. Der Fred, nicht bloß Entertainer der Sonderklasse (spezialisiert auf die Darstellung des Queen-Sängers Freddie Mercury mit klaren Bezügen zum Austropop) beklagt in seiner Rolle als literarischer Alltagsphilosoph den "allgemeinen Service-Verlust". Da zeigt sich sein Händchen fürs Publikum, also ein Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse der einfachen Leute. Denn an diesen Bedürfnissen wird ja so lang vorbeigearbeitet, bis wir tatsächlich glauben, dass es besser ist, sich alles selbst zu machen, idealerweise auch gleich noch mit dem Handy und zu jeder Zeit. Und ich red jetzt nicht von den Sachen, für die es noch keine App gibt und die man eh am besten selbst macht: Klo putzen, Kinder oder einkaufen gehen. Obwohl beim Einkaufengehen oder überhaupt Aufrechterhalten von Geld- und Warenkreisverkehr - Stichwort braver, williger Konsument - wird's eh schon wieder problematisch. Da wird uns eine Selbstbestimmung abverlangt, für die wir aber rein gar nichts kriegen. Oder ist das Obst billiger geworden (von besser ganz zu schweigen), seit ich es mir selbst zusammensuche, wiege, einsackle und den Preiszettel dranpicke? Und die Bank hat mir für meine nächtliche Arbeitszeit als Onlinebanking-Mitarbeiter auch noch nie etwas überwiesen, sondern kassiert für jede Zeile im Kontoauszug, den ich mir aber eh selbst auf dem selbst gekauften Drucker mit selbst gekauften Papier ausdrucke. Der Serviceverlust kann aber auch mit einem Überangebot an Service im grassierenden Überreglementierungswahn zu tun haben. Der Austrofred macht das in seiner hellsichtigen Art am Erwerb einer Leberkässemmel deutlich. Da sind also die Wurstfrauen und Wurstmänner hinter der Budel im Supermarkt. Sie schneiden ein Stück Leberkäs ab, legen es dann auf ein Einwickelpapier, dann spießen sie es auf, um es auf die aufgeschnittene Semmel zu legen, die legen sie dann aufs fettige Einwickelpapier, mit dem sie die Semmel verpacken. "Das bedeutet für mich als Kunde, dass ich, wenn ich die Leberkässemmel auswickle, automatisch fettige Finger kriege! Da greift man sich doch aufs Hirn!" Wenn man ein bisserl was im Hirn hat, höre ich jetzt Leute sagen, kauft man sich gar keine Leberkässemmel, sondern lieber eine mit Käswurst. Aber ich bin sicher, da macht man sich's zu leicht und das ist immer der völlig falsche Ansatz bei Problemlösungen.
Ein Leberkäs, für den man sich ans Hirn greift
Wir machen uns alles selbst. Service wurde abgeschafft. Und dort, wo er noch existiert, bekommt man nur fettige Finger davon.
