"It takes a lot to laugh, and a train to cry", singt Bob Dylan. Dylan muss man so verstehen, das viele Menschen unbescheiden und gierig vieles und alles und immer wollen, bevor ihnen dann vielleicht doch auch einmal ein Lächeln auskommt. Im Gegensatz dazu taugt der Zug, im Lied als Metapher für Abschied, fürs Davon-Rennen, für eine Trennung, als Auslöser einen schnell rührselig rinnenden Tränenfluss, oder auch ein tränenreiches Ärgermeer. Und es wird ja auch viel gejammert über die Eisenbahn. Zu spät, sei sie. Überfüllt sei sie. Unfreundlich, seine ihre Mitarbeiterinnen. Und dann werden, wie dieser Tage durch die Westbahn angekündigt, auch noch Zwischenhalte eingestellt. Wahrscheinlich passiert das, weil an diesen Stationen halt kaum wer ein- und ausgestiegen ist. Der Trost in der Einsparungsaufregung: Es fahren jede Menge anderer Züge auch dorthin, wo andere Züge nun nicht mehr halten. Oft wird so ein Anlass genommen zum Jammer darüber, dass der Einzelne nicht zählt im Rädchen der großen,kapitalistischen Bewegungen. Und dann wird geschimpft und es wird Zeit, dass einer, also ich, also auch eine Einzelner, zurück schimpft, also lobt. Weil: Ich fahre sehr, sehr viel Zug und komme immer an. Und immer ist auch etwas, wie kürzlich im Regionalexpress 5933. Dieses REX verbindet um 7:52 Uhr in der Früh Schärding mit Wels, mit Umsteigen in Neumarkt-Kallham. Es gibt auch direkte Verbindungen. Aber die passen nicht in meine Reiseplanung. Beim Umsteigen in Neumarkt-Kallham steht der Anschlusszug, der kommt aus Ried, schon am Gleis. Man hat keine Eile, denn der Anschluss ist gleichsam ein Fortsetzungszug. In Neumarkt-Kallham ist ja nix, da steigt man ohnehin nur aus, um umzusteigen. Die meisten müssen weiter Richtung Wels und Linz. Anschlüsse warten in Neumarkt also immer, bis alle umgestiegen sind. Der Umstieg ist ein Weg von zwei, drei Minuten, über den Bahnsteig, dann durch eine Unterführung zu einem anderen Bahnsteig. Es gibt keine Rolltreppe, es gibt einen Lift, in den zwei E-Biker einsteigen. Ich aber trage mein Fahrrad über die Stiege, steige wieder ein, sitze bequem und dann schreckt mich die Zugbegleiterin, die schon im Zug von Schärding kontrolliert hatte: "Ja da san's ja eh, wir ham schon 'dacht, wir ham sie verlor'n", sagt sie ganz überrascht. Und ich bin überrascht, wie sie auf die Idee kommt, mich verloren zu haben. Der Lokführer und sie, sagt sie, schauten immer genau, wer aussteigt in Neumarkt, um gleich umzusteigen und im nächsten Zug weiterzufahren. Und wegen uns drei Radfahrer haben die beiden den Lift am Bahnsteig im Auge, "weil alle mit einem Radl nehmen den immer und Sie war'n da nicht dabei", sagt sie. "Aber jetzt san Sie eh da und wir können fahren." Ich möchte mich fast entschuldigen, für die Umstände die machte, weil ich den unbequemen Weg über die Stiege nahm, sage dann aber, dass ich das freundlich finde, wie man sich da um die Passagiere kümmere.
"Gern", sagte sie und dann sagt sie: "Vielleicht sollte das auch mal wer in der Zeitung schreiben, weil sonst wird eh immer nur geschimpft". Also schreibe ich, weil sie recht hat und weil das pauschale Bashing so in Mode ist und immer so laut dröhnt und weil die Übertreibung und Vereinfachung immer gewinnen. Und das langweilt mich. In meiner Zuneigung also lehne ich mich, und beim Regionalzug geht das wirklich noch, ganz weit aus dem Fenster und sage: Ich mag die Westbahn, die ÖBB, die Deutsche Bahn. Ich liebe das Zugfahren. Immer wenn ich da bin, läuft es.
