SN.AT / Kolumne / Fliehers Journal / Fliehers Journal

Ja ist denn jetzt schon Weihnachten?!

Über Tränen der Freude, wenn ein Junger einmal einen Alten spielt.

Bernhard Flieher

Eine Bekannte sagt, ob das denn dieser Film mit dem Sting ist. Nein, sagt ihr Kind. Doch, sage ich. Irgendwie ist er das schon. Denn Sting spielte mit in "Dune - Der Wüstenplanet". Das ist 40 Jahre her. Regie führte der große Mysterymagier David Lynch, von dem dieser Tage leider bekannt wurde, dass er schwer erkrankt ist. Die zwei kann man kennen. Aber im Moment es ist noch besser, wenn man 40 Songs von Taylor Swift aufzählen kann, auch wenn ich Wert darauf legen muss, keinesfalls Swiftie zu sein. Ich kenne aber Swifties, die - im Gegensatz zu uns Älteren - auch den Timothée Chalamet bestens kennen. Den hat meine Freundin mit dem Sting verwechselt hat. Der Chalamet ist so fesch, wie Sting es war, und Chalamet spielt auch in "Dune", in einer Neufassung von 2021. Da war er mir erstmals aufgefallen. Sorry, aber ich bin halt nicht vorn dabei, wenn es um neue Schauspielergesichter geht. Manchmal glaube ich, dass Keanu Reeves oder Johnny Depp auch gerade erst aufgetaucht sind. Es ist halt so, dass irgendwann im Lauf des Lebens das Neue seine überragende Bedeutung verliert. Sonst wäre mir der Chalamet schon bei "Call Me by Your Name" aufgefallen. Jetzt, da ich nachgeschaut habe, kann ich sagen: Das ist ein wundervoller Film. Und weil ich auch einmal jung war, verstehe ich, dass die Mädels den Timothée anhimmeln, egal wie er spielt. Lolinger findet ihn auch sehr super. Und einmal, da war Lolinger 13 oder 14, fragte sie mich, ob ich denn eine Band namens The Police kenne, bei der einer singt, der Sting heißt. Ich habe ihr dann die Plattensammlung gezeigt, wo das Police-Gesamtwerk steht. In der Nacht darauf habe ich mir damals gleich "Every Little Thing She Does Is Magic" angehört und wollte das auch unbedingt glauben, wie ich es tat, damals in den 1980ern, als der Song herauskam: Jede Bewegung, jedes Wort einer ohnehin nur aus der Ferne Angebeteten, nie Angesprochenen war zauberhaft. Die Phasen zwischen den Momenten, in denen sich etwas - gar Magisches - tut, in denen jeder neue Tag eine frische Zukunft bedeutet, werden im Lauf des Lebens länger. Muss ja auch nicht immer was sein. Kann sein, dass einfach einmal länger nichts ist. So gewöhne ich mich daran, dass auch das Vatersein zu einer passiven Rolle, ja fast zu einer Zuschauerrolle wird. Lolinger sitzt in London für ein paar Monate, kommt kurz auf Besuch, hat aber wenig Zeit, weil sie viele Freunde hat. Und dann schickt sie eine Nachricht: "Weihnachten MÜSSEN wir ins Kino. Gemeinsam", schreibt sie. Sicher, machen wir, antworte ich relativ kühl, um sie nicht gleich mit meiner Riesenfreude zu verschrecken. Man nimmt, was man kriegt, denke ich. Aber dann frage ich doch nach, warum wir ins Kino müssen. Weil der Chalamet den Bob Dylan spielt und weil da unsere beiden Welten zusammenkommen, schreibt sie und: "Das wird mega." Es ist das erste Mal seit Kindheitstagen, dass ich Weihnachten wirklich herbeisehne.