SN.AT / Kolumne / Fliehers Journal

Keine Angst vor schwarzen Pisten

Bernhard Flieher

Angst hat auch etwas Gutes. Denn von der Psychologie wissen wir, dass die Angst schützt. Dann macht man keinen Blödsinn, haut sich nicht den allersteilsten Hang hinunter, sondern nimmt die Umfahrung. Die ist unsexy, aber man rutscht auf der sicheren Seite. Zumindest gilt das für die, die nicht g'scheit Skifahren können. Allerdings lässt sich auf Skipisten feststellen, dass die Angst viel zu wenig verbreitet ist (oder dass sie vor allem auf der Skipiste von der Dummheit besiegt wird). Denn den beiden, die sich jetzt da über die Buckeln zwischen den Felsen und den Zaunstempen hinunterzittern, wünscht man dringend eine ängstliche Eingebung. Ein bisserl mehr Angst tät' denen gut.

Und uns auch! Wäre die Angst rechtzeitig über die beiden gekommen, dann würden die jetzt nicht den Tiefschnee kaputt fahren und sie würden auch uns andere, die wir es können, nicht in Gefahr bringen werden. So aber purzeln und rutschen uns zwei Übermütige entgegen, weil die da auf der schwarzen Piste etwas probieren, obwohl sie schon auf der Familienabfahrt an einem halbwegs sicheren Schwung scheitern. Da fehlt dem zahlenden Gast aber oft die nötige Angst. Aber bei den Lift- und Hotel- und Skiausrüstungspreisen will man halt etwas für sein Geld konsumieren, kauft sich quasi auch von der Angst frei. "Also für das Geld, das wir hier zahlen, bekommen wir 'nen geilen Urlaub geboten", sagt einer der beiden Bruchpiloten. Wir mussten ihm leider eine Viertelstunde zuhören, während wir halfen, im Tiefschnee seinen Ski zu suchen.