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Das sind keine Zimmermädchen, sondern gestandene Frauen

Moderne Sklaverei in Hotels. Gäste dürfen genießen, sie haben aber auch Macht.

Karin Zauner

Welch ein Vergnügen es ist, sich im Urlaub nicht ums Kochen oder Aufräumen kümmern zu müssen! Herrlich, wenn man das Hotelzimmer mit ungemachten Betten und in der Gewissheit verlassen kann, dass Zimmer und Bad bis zur Rückkehr sauber und ordentlich sind. Ja, das alles dürfen wir mit Recht von einem Hotel erwarten, für das wir (oft auch viel) bezahlen.

Es gibt aber noch eine andere Seite, und die wird aktuell in Mallorca sichtbar, sinnbildlich für viele Länder. Denn in Spanien protestieren gerade die Zimmermädchen gegen die wachsende Ausbeutung im Job. Früher mussten Reinigungskräfte in mallorquinischen Hotels 15 bis 21 Zimmer in acht Stunden schaffen, heute sind es bis zu 27. Viele Mitarbeiterinnen schaffen die körperliche Anstrengung nur mithilfe von Medikamenten, sie sind oft körperlich krank oder depressiv. Dafür erhalten sie 1000 Euro im Monat, wenn sie Glück haben und vom Hotel angestellt sind. Nur 655 Euro gibt es, wenn sie für Zeitarbeitsfirmen arbeiten.

Die Bilder von einer der jüngsten Protestkundgebungen in der Inselhauptstadt Palma zeigen auch eines: Das sind keine Mädchen, sondern meist gestandene Frauen. Einmal mehr zeigt sich, wie man mit Bezeichnungen und Zuschreibungen Menschen klein und schwach macht.

Barbara Pokryszka, eine polnische Künstlerin in England, hat ihre Erlebnisse als Zimmer-Reinigungskraft in einem Londoner Luxushotel als illustrierte Geschichte ("Tale of Two Cities") verarbeitet und damit sehr eindrucksvoll gezeigt, wie es den Frauen in der Branche ergeht. Der Zeitung "The Guardian" erzählte Pokryszka, wie sie von Vorgesetzten als "schlechtestes Zimmermädchen der Welt" beschimpft wurde und wie die Kritik an ihr ständig heftiger wurde, bis sie selbst glaubte, sie sei schlecht.

Dürfen wir jetzt auch nicht mehr unbeschwert unseren Urlaub genießen? Doch, das dürfen wir. Konsumenten sind nicht schuld, wenn Näherinnen in Bangladesch oder eben Zimmer-Reinigungskräfte in Hotels ausgebeutet werden. Aber als Gäste haben wir auch die Chance und die Macht, etwas zu verändern.

Amerikanische Hotels zum Beispiel flaggen es aus, wenn sie ihre Zimmer-Pflegerinnen ordentlich bezahlen und sie nicht unbezahlte Überstunden leisten lassen. Was also hindert uns daran, beim nächsten Hotelbesuch oder besser bei der Reservierung zu fragen, wie es das Hotel mit den Arbeitsbedingungen hält? Auch einem kurzen, direkten Gespräch mit den Reinigungsfrauen steht trotz häufiger Sprachbarrieren nichts im Weg, um zu erfahren, wie es jenen geht, die unsere Unordnung wieder in Ordnung bringen.

Ja und dann gibt es auch noch die Möglichkeit, Trinkgeld zu geben. Was im Restaurant üblich ist, gilt bei der Zimmer-Reinigung nicht (mehr). Nur noch 20 Prozent der Gäste geben dafür Trinkgeld. Fünf Euro auf dem Kopfkissen für fünf Nächte, das wäre "göttlich", sagt eine spanische Hotelzimmer-Putzfrau.