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Es wird viel für Frauen gemacht - oft ist das rausgeworfenes Geld

In kaum einem anderen Bereich der Wirtschaft wird so viel Geld ohne Plan und Kontrolle eingesetzt wie beim Geschlechterthema.

Karin Zauner

Unternehmen investieren weltweit Milliarden Euro oder Dollar, unzählige Stunden und viel Gehirnschmalz, um ihre Chancen, die eine bessere Verteilung von Männern und Frauen bringen kann, zu nutzen. Doch die Resultate sind oft ernüchternd. Wenn aber viel getan wird und das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Geschlechter-Diversität da ist, stellt sich die Frage: Woran liegt es?

Die Boston Consulting Group hat 17.500 Beschäftigte und mehr als 200 Führungskräfte in 21 Ländern für eine Studie interviewt. Eines der Ergebnisse ist, dass Frauen und Männer völlig unterschiedlicher Meinung darüber sind, was die grundlegenden Hindernisse für Frauen in den Betrieben sind. 45 Prozent der Frauen meinen, dass Beförderungen die großen Stolpersteine sind, aber nur 21 Prozent der Männer, vor allem männliche Führungskräfte, sehen das auch so.

90 Prozent der Unternehmen haben irgendeine Form von Geschlechter-Diversitäts-Programmen, aber nur jede vierte Frau in diesen Unternehmen sagt, sie profitiere persönlich davon. Das ist rausgeworfenes Geld. Frauen sind zudem frustriert, die Moral sinkt, die Unternehmen bringen schlechtere Ergebnisse.

Das alles geschieht, weil beim Geschlechterthema geschlampt wird, wie es Unternehmen bei anderen strategischen Zielen kaum zulassen würden. Sie wissen nicht, welche Initiativen am meisten bringen. Die meisten arbeiten nach der Methode Versuch und Irrtum. Es werden noch nicht einmal die entscheidenden Fragen gestellt: Herrscht im Unternehmen eine Kultur, die Männer eindeutig bevorzugt? Tragen die mittleren und unteren Führungskräfte firmenweite Programme überhaupt mit?

Werden dann Maßnahmen ergriffen, sind sie oft nur fürs Papier und zu weit von der realen Frauenwelt entfernt. Das Schlimme dabei ist, dass die Unternehmen zwar viel Geld und Arbeitskraft für das Thema einsetzen, aber nie messen, was sie damit bewirken. Bei jeder anderen geplanten größeren Veränderung in einem Unternehmen werden strategische Ziele formuliert, Fortschritte gemessen, die quan tifizierbar sind, und laufend Anpassungen gemacht. Beim Frauenthema geschieht dies selten. Dabei sind es einfache Dinge, die wirken. Etwa, dass Frauen, die aus der Elternzeit in den Job zurückkehren, oder jene, die mehr Verantwortung übernehmen, besser durch administrative oder logistische Hilfen unterstützt werden. Auch der ehrliche Blick darauf, ob bei Auswahlverfahren unbewusste Vorurteile der Entscheidungsträger eine Rolle spielen, hilft.

Warum dies alles beim Geschlechterthema nicht passiert, liegt daran, dass das Thema jung ist - und dass es nach wie vor emotional betrachtet wird. Mehr Professionalität, im Sinne von nüchterner Betrachtung, würde den Frauen mehr bringen. Und für jeden eingesetzten Euro gäbe es mehr Diversität.