"Liebe Frauschaft, wir stecken inmitten schwieriger Zeiten. Wir müssen gemeinsam Anstrengungen unternehmen, um diese zu überwinden!" Fühlt sich hier irgendein Mann angesprochen? Wohl kaum. Dieses simple Beispiel zeigt, was Sprache kann. Sie kann einschließen, aber auch ausschließen. Wenn jemand zur Mannschaft im Unternehmen spricht, sind immer auch die Frauen gemeint, und die Frauen wissen das natürlich. Aber im Inneren werden sie eben nicht angesprochen, da fühlen sie sich nicht gemeint, und das hat seine Wirkung. Ob Frauen das wollen oder nicht, es hat auf Menschen einen Einfluss, ob sie wirklich angesprochen werden oder nur so als Mitläufer auch gemeint sind, als Anhängsel sozusagen, nicht wert, sie zu erwähnen.
Die jüngsten Pläne, beim österreichischen Bundesheer eine geschlechtergerechte Sprache einzuführen, haben wie all diese Debatten über Sprache, die explizit auch Frauen nennt und nicht nur indirekt mitleben lässt, zu Kritik und Häme geführt. Das liegt daran, dass viele gendergerechte Formulierungen ungewohnt sind und sie manchmal die Sprache tatsächlich grob verschandeln. Warum deshalb aber ein gesamtes Projekt, das Frauen in einer gemeinsamen Welt sichtbar machen will, diskreditiert wird, ist zu hinterfragen. Es ist jedem unbenommen, sprachlich schlechte Vorschläge zu ignorieren und sich dafür etwas Besseres einfallen zu lassen, das die Wertschätzung von Frauen inkludiert. Man muss nicht zum Wort Mannschaft und zum schrecklich klingenden Wort Frauschaft greifen, wie wäre es mit dem schlichten Wort Team? Auch der Vorschlag fürs Bundesheer, künftig von Besatzung statt Mannschaft zu sprechen, klingt nicht übel.
Doch bei diesen Debatten geht es doch auch immer um etwas anderes als Sprache. Kritiker versuchen oft, das Thema ins Lächerliche zu ziehen, oder sie werden zu Rettern der Schönheit der Sprache, was einem beim Thema Militärsprache erst einmal in den Sinn kommen muss. Warum? Sprache ist Macht und ihre Verwendung ein Machtinstrument. Klingt einfach, ist es auch. Keiner gibt Macht gerne freiwillig ab. Dass auf der anderen Seite viele Genderbeauftragte und Gender-Professorinnen mit enormem Druck und Macht versuchen, allen vorzuschreiben, was man noch sagen darf oder nicht, macht die Sache nicht einfacher. Denn ja, auch wenn es Frauen zu Recht missfällt, wenn sie in der Sprache nicht vorkommen, ist es falsch, Menschen zu gendergerechter Sprache zu nötigen oder ihnen eine Meinung dazu aufzuzwingen. Viele werden mit guten Argumenten von einer sensiblen Sprache überzeugt werden können, viele werden sich durch Beispiele aus dem öffentlichen Bereich, der hier eine wichtige Vorbildwirkung hat, daran gewöhnen. Aber viele werden es nie verstehen oder nie verstehen wollen. Na und, auch das ist Demokratie!

