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Mit zweierlei Maß gemessen

Karin Zauner


Es geht hier nicht um eine in der Öffentlichkeit bis vor Kurzem weitgehend unbekannte Nationalratsabgeordnete Karin Hakl. Aber die Tirolerin dient als Beispiel dafür, was Netzwerke vermögen, wozu sie dienen, und wie sie jenen schaden, die keines haben. Die Frau steht im Verdacht, dass Telekom-Lobbyist Peter Hochegger ihren Persönlichkeitswahlkampf 2008 in Innsbruck mit 20.000 Euro finanziert haben soll. Hakl streitet die Beschuldigungen ab. Für die eigene Partei ÖVP war der Vorwurf aber bereits genug, Frau Hakl aufzufordern, ihre Funktion als ÖVP-Telekom-Sprecherin ruhen zu lassen. Die Vorgangsweise ist richtig. Leider ist sie weitgehend ein Einzelfall.

Marcus Beyrer, einst Kanzler-Berater bei Wolfgang Schüssel, dann Generalsekretär der Industriellenvereinigung und nun Chef der Staatsholding ÖIAG, muss sich nicht mit parteiinterner Kritik bezüglich teuren Jagdeinladungen per Learjet ins schottische Schloss Dalnaglar auf Kosten der Telekom herumschlagen. Da ist es auch völlig egal, dass er in seiner aktuellen Rolle als Aufsichtsratschef der Telekom gerade der Lenker der laufenden internen Aufklärung der Korruptionsaffäre bei der Telekom ist.

Oder hört jemand etwas aus der ÖVP bezüglich Werner Amon, gegen den die Staatsanwaltschaft in der Telekom-Affäre ermittelt? Jener Nationalrat, der für die ÖVP Fraktionsführer im Korruptions-Untersuchungsausschuss des Parlaments ist?

Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter darf unbehelligt von der eigenen Partei darüber schwadronieren, dass er sich zu teuren Jagden einladen lasse, von wem er wolle, weil Freundschaft ja auch einem Politiker nicht verboten sein darf.

Damit wären wir beim Thema. In all den Fällen, in denen eine Partei wie im Falle Hakl Konsequenzen ziehen müsste, bis alles aufgeklärt ist, stehen die Reihen dicht. Hier geht es nicht um wahre Freundschaft, sondern um Klüngelei in Männernetzwerken. Nicht nur, dass Männer sich in diesen Netzwerken die lukrativen Posten zuschanzen, im Fall des Falles sichern sie sich diese auch gegenseitig ab, mag einer genommen haben, was er will. Frauen haben in der Regel diese Seilschaften nicht. War eine Frau noch dazu in der Vergangenheit etwas vorlaut, zu eigenständig und zu kritisch gegenüber eigenen Leuten, darf sie in der Politik erst recht nicht mit Schützenhilfe der männlichen Parteigranden rechnen. So schnell können die Frauen nicht schauen, sind sie ein Bauernopfer - oder wäre da Bäuerinnenopfer besser?

Das ist übrigens in der Wirtschaft oft nicht viel anders. Im Unternehmen X gibt es ein paar, sagen wir Problemfälle, die mehr leisten könnten: einige Männer und eine Frau. Sie können sich fast sicher sein, dass der Druck zuerst gegen die Frau aufgebaut wird. Selbst faule Kerle können sich über eine gewisse Männersolidarität freuen. Das passiert oft gar nicht in böser Absicht, sondern aus der Tradition veralteter Spielregeln heraus, bei denen es um nichts anderes als Machterhaltung geht. Dies als systematische Diskriminierung von Frauen zu erkennen, täte not.

Zur Autorin
Karin Zauner ist stellvertretende Wirtschafts-Ressortleiterin in den "Salzburger Nachrichten".

karin.zauner@salzburg.com