Man könnte fast lachen, wäre der Anlass nicht so traurig: Wieder einmal beweisen die Vereinten Nationen, dass sie das eigene Konzept als eine Organisation für Frieden und Menschenrechte entweder nicht verstanden haben oder schlichtweg ignorieren. Die Tatsache, dass ausgerechnet Saudi-Arabien in die UNO-Kommission für Frauenrechte gewählt wurde, macht einen staunen. In diesem Land haben Frauen so gut wie keine Rechte, darf eine Frau ohne männlichen Aufpasser nicht reisen, nicht einkaufen, nicht mit fremden Menschen reden. Dieses Land, das Frauen als minderwertige Wesen betrachtet und behandelt, tritt nun in jene UNO-Kommission ein, die Frauenrechte und Gleichstellung fördern soll.
Das Ereignis lenkt den Blick darauf, dass die Vereinten Nationen immer mehr an einem Webfehler der gesamten Organisation leiden. Sie gehen davon aus, dass alle Mitglieder der UNO das gleiche Konzept von Menschenrechten, von Freiheit, von politischer Mitbestimmung hochhalten. Sie gehen davon aus, dass jedes Mitgliedsland ohne Einschränkung gleichen Einfluss auf die gesamte Arbeit der UNO haben müssten. Einmal abgesehen von den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrats, die aus historischen und aus machtpolitischen Gründen besonders viel Einfluss haben und auch tatsächlich viel mehr Macht ausüben können.
Der Webfehler macht es möglich, dass auch Länder, die die Menschenrechte jeden Tag missachten, Mitglieder im Menschenrechtsrat sein können; dass ein frauenverachtendes Regime in der Kommission für Frauenrechte Sitz und Stimme hat; und dass ein kriegführendes Land, das einen brutalen Tyrannen dabei unterstützt, sein syrisches Volk mit Massenmord zu überziehen, jede gemeinsame Aktion der Weltgemeinschaft gegen diesen Tyrannen per Veto verhindern kann.
Jede Region der Welt soll gemäß dem Konzept der UNO in jeder Kommission und in jedem Rat angemessen vertreten sein. Da es aber weit mehr Diktaturen als Demokratien auf der Welt gibt, weit mehr Regime, die die Menschenrechte ihrer Bürger gering achten oder gar massiv verletzen, als Staaten mit bürgerlichen Freiheiten und Rechtssicherheit, finden auch die schlimmsten Schurken ihr Plätzchen in diesen Gremien. Die Annahme, ein Land wie Saudi-Arabien könnte seine Haltung gegenüber den Frauen verändern, weil es jetzt Sitz und Stimme in der Frauenrechtskommission hat, ist reichlich blauäugig.
Das wäre gerade so, als wollte man notorische Diebe und Betrüger zu Wächtern des Eigentums anderer ernennen in der Hoffnung, dass sie dann das Stehlen und Betrügen bleiben lassen.