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Postfaktisch, Fake-News, Hass-Postings und Dumm-Postings

Es ist schon tragisch, wenn jemand glaubt, mit dem Verzapfen von Unsinn übe er sein Recht auf Meinungsfreiheit aus.

Viktor Hermann

Die Annahme, das Internet versetze unsere Gesellschaft in die Lage, zu jeder Zeit und überall miteinander auf hohem Niveau zu diskutieren und zu debattieren, ist schon lange als Wunschtraum entlarvt. Stattdessen haben die technischen Möglichkeiten des Netzes nicht nur die Kommunikation mit nahezu jedem auf der Welt revolutioniert, sie haben auch das Niveau vieler Stammtische auf eine internationale Ebene gehoben.

Nichts gegen den Stammtisch als Ort der Begegnung, der Unterhaltung und des Disputs. Freilich neigt das Gespräch dort unter dem Einfluss alkoholischer Getränke zum Niveauverlust bis zu dem Punkt, an dem nur noch Unsinn verzapft wird. Das Internet bewirkt nun eines: Nun braucht niemand mehr den Teufel Alkohol, um Unsinn von sich zu geben, es geht auch nüchtern.

Man schaue sich nur an, mit welcher Hingabe und welcher Begeisterung so mancher Politiker die grässlichsten Falschmeldungen verbreitet, ohne sich auch nur im Geringsten darum zu kümmern, was er damit anrichtet. Da fällt einem ein Tweet jenes Mannes ein, der so gern Kanzler werden möchte. HC Strache verbreitete ungeprüft die Mär, Flüchtlinge hätten einen Supermarkt geplündert. Pech nur für Strache, dass sowohl der Supermarktleiter als auch die Polizei die Sache dementierten. Der Tweet verschwand sang- und klanglos wieder.

Man denke nur an die hanebüchenen Tweets des neuen US-Präsidenten. Der Mann hat zwar drei Millionen Stimmen weniger erhalten als seine Gegenkandidatin, macht das aber wett mit einem Bombardement der Worte auf Twitter und Facebook - man könnte auch von elektronisch unterstütztem Wort-Durchfall reden. Mittlerweile gibt es schon Websites, die das Publikum mit den köstlichsten Früchten dieser Verbaldiarrhö unterhalten.

Das leitet direkt über zu den Hass-Postings, die ins Kraut schießen. Man muss Donald Trump zugutehalten, dass er sich wenigstens nicht hinter einem Pseudonym versteckt. Er deklariert sich offen, wenn er andere Politiker beschimpft, beleidigt, verunglimpft, ganz so, wie es halt die Gilde der Hass-Poster tut. Die meisten Hass-Poster verstecken sich hinter Nicknames und sind bei der Auswahl dieser Nicks nicht wählerisch: Sie belegen sich selbst mit den seltsamsten Namen. Sie nennen sich dann sinnvollerweise zum Beispiel "kasperl" oder so ähnlich. Und sie merken gar nicht, wie sehr diese Namensgebung den Kopf dahinter entlarvt. Gerade in den Postings, die wir in diversen Diskussionsforen zu lesen bekommen, geht es schnell nicht mehr um das Thema der Debatte, sondern darum, einander zu beschimpfen. Es gibt also nicht nur Hass-Postings, sondern auch ganz viele Dumm-Postings.