Der Frühling ist herrlich. Die Sonne scheint, die Bäume schlagen aus, der Löwenzahn färbt die Wiesen gelb, die Vögel zwitschern, dass es eine Freude ist. Nur hin und wieder stört das durchdringende Klingeln eines Mobiltelefons.
In den SN lese ich, dass das Wachstum der Menschheit doch einmal enden wird. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Erdbewohner die Marke von acht Milliarden überschreiten und dann zurückgehen.
Auf derselben Seite steht auch, weshalb das passieren wird. Eine Untersuchung hat nämlich herausgefunden, dass immer mehr Menschen den Umgang mit Facebook als außerordentlich befriedigend empfinden, gleich befriedigend wie Essen oder Sex. Nun müssen wir nicht fürchten, dass die Menschen auf das Essen verzichten werden, nur um sich mit Freunden auf Facebook zu tummeln - das kann man ja durchaus gleichzeitig tun.
Der Sex aber, der wird wohl verlieren. Es ist schon vorstellbar, dass die nächste Generation es vorzieht, mit Hunderten Freunden gleichzeitig zu kommunizieren, statt mit nur einer Partnerin/einem Partner auf Tuchfühlung zu gehen. Wer via Facebook kommuniziert, kann dies bequem vom Sessel aus tun, braucht kein freundliches Gesicht zu machen und es gibt auch kein lästiges Ächzen und Stöhnen - und ins Schwitzen ist dabei auch noch keiner gekommen.
Allerdings wird dann ein ganz bestimmter Auftrag zu kurz kommen, den sich die Menschen gegeben haben (und manche von ihnen gar als göttlichen Auftrag betrachten): Das "Liebet und vermehret Euch" wird nicht so ganz funktionieren via "Freundschaftsanfrage" oder "Gefällt mir"-Button. Ein bisschen mehr Engagement wäre dafür schon notwendig.
Lieben kann man ja noch per Internet, platonisch und steril, ohne Ansteckungsgefahr und ohne Risiko, dass da jemand neben einem liegt, der schnarcht. Aber mit der Vermehrung wird es nicht klappen durch die Datenleitungen oder die drahtlose Kommunikation über Satellit.
Die Welt also wird dank Facebook ein besserer Platz, denn die Übervölkerung wird langsam zurückgehen, bis endlich der allerletzte Facebook-User die allerletzte Freundschaftsanfrage losschickt - ohne je eine Antwort zu bekommen.
Dann wird im Frühling noch immer die Sonne scheinen, die Bäume werden ausschlagen, der Löwenzahn wird die Wiesen gelb färben und die Vögel werden zwitschern, dass es eine Freud’ ist. Und kein Mobiltelefon wird mehr klingeln und den Frieden stören.
Und die Welt wird gerettet sein.