Phase eins: Alles begann im Sommer 2007 mit der Subprime Crisis (minderwertige Hypothekarkredite) in den USA. Phase zwei: Was man ursprünglich noch als ein regional eingrenzbares Problem des amerikanischen Hypothekenmarkts ansah , entpuppte sich ein Jahr später als eine veritable weltweite Erschütterung der Finanzmärkte. Als Konsequenz schlitterten die Industriestaaten 2009 in die schwerste Rezession der Nachkriegszeit. Das war Phase drei.
Bankensanierung und die Kosten für die Konjunkturprogramme ließen in der Folge die Staatsausgaben explosionsartig ansteigen und führten uns ab 2010 in die vierte Krise, die Staatsschuldenkrise. Und all das zusammen mündete 2011 und heuer in eine respektable Vertrauenskrise. Die Problemlösungsfähigkeit der europäischen Politik wird ebenso infrage gestellt wie die Eurozone und sogar die EU selbst.
Und was nun? Der Finanzsektor ist noch lang nicht saniert, die versprochenen neuen Regeln lassen vielfach immer noch auf sich warten. Europas Staatskanzleien versuchen, ihre Schulden mit restriktiven Sparprogrammen in den Griff zu bekommen , und setzen sich damit der Gefahr aus, das Wachstum nur noch mehr abzuwürgen.
Was bleibt? Schulden, Misstrauen in die Politik und ein ärmeres Europa? Die Antwort darauf ist nicht einfach zu geben. Denn wir alle wissen, dass die Staatsschulden nicht ins Unendliche steigen können, aber wir wissen auch, dass ein strikter Sparkurs dem Wachstum abträglich ist. Ebenso wissen wir, dass wir eine Phase starken Wachstums brauchen, um aus dem Schlamassel herauszukommen.
Jüngst ist wieder einmal ein Streit zwischen Ökonomen ausgebrochen, wie hoch der Effekt von Sparmaßnahmen auf das Wirtschaftswachstum ist. Anlass für den Streit war eine Berechnung des Internationalen Währungsfonds (IWF), der erhebliche negative Effekte des neuen Stabilitätspakts (Fiscal Compact) errechnet hat. Die EU-Kommission fühlte sich umgehend bemüßigt, eine Gegenrechnung aufzustellen. Doch hier haben die Brüsseler Bürokraten die Botschaft wohl nicht ganz verstanden. Die Rechnung des IWF beinhaltet verschiedenste Szenarien, und der Unterschied im Ergebnis liegt nicht nur in der Höhe der quantitativen Einsparungen, sondern auch, inwieweit die Menschen an die langfristig positiven Effekte einer Verringerung der Staatsschulden und struktureller Veränderungen auf Wachstum und Beschäftigung glauben. Die Botschaft lautet: Ist die Politik glaubwürdig, so sind die negativen Effekte wesentlich geringer. Im konkreten Beispiel um mehr als die Hälfte.
In der Ökonomie ist vieles Psychologie. Das gilt nicht nur in Fragen der Budgetpolitik, sondern umso mehr in Fragen der Finanz- und Währungspolitik. Hätte man von Beginn an keinen Zweifel an der Einheit der Währungsunion gelassen, hätte die Griechenlandkrise keine Ansteckungswirkung gehabt. Wir alle hätten uns Milliarden erspart. Ähnlich ist es mit Sparprogrammen, die den Menschen die Hoffnung nehmen. Sie führen nicht zur Sanierung, sondern zum Ruin der Staatsfinanzen.