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Dunkle Wolken über dem Lauberhorn

Wandert der Ski-Klassiker vom Lauberhorn zum Matterhorn?

Michael Smejkal

Sie gehört zum Ski-Weltcup wie das Käsefondue zur Schweiz: die legendäre Lauberhornabfahrt, mit 4270 Metern Länge auch die längste Abfahrt im ganzen Skizirkus. Doch nun ziehen dunkle Wolken auf - und es geht wie so oft um das liebe Geld. Die Vorgeschichte: Seit 2016 werden die Lauberhornrennen nicht mehr vom Weltcup-Rechteinhaber Infront vermarktet, sondern von Swiss Ski selbst, womit man dem Beispiel Kitzbühel/WWP folgt. Swiss Ski überweist dafür zwei Millionen Franken an das örtliche OK - doch das kommt damit nicht mehr aus. "Wir haben kein Geld mehr unter der Matratze", meinte zu Wochenbeginn OK-Chef Urs Näpflin, der im Kampf um harte Franken harte Bandagen anlegt: Derzeit stehen einander die Wengener und Swiss Ski im Kampf um die Verteilung der TV-Gelder und Einnahmen vor dem Sportgerichtshof CAS gegenüber.

Das könnte allerdings zum Eigentor werden, denn der Vertrag mit Swiss Ski läuft heuer aus. Und Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann, übrigens ernsthafter Kandidat für die Kasper-Nachfolge als FIS-Präsident im Mai, ist auch kein Kind von Traurigkeit und hat einen echten Joker im Ärmel: Der Schweizer Verband rekonstruiert gerade die legendäre Abfahrtsstrecke am Fuße des Matterhorns in Zermatt, wo bis 1967 das Gornergrat-Derby stattgefunden hat. Die Geburt des Weltcups und der Festlegung auf die Schweizer Abfahrt am Lauberhorn war damals das Ende dieses Rennens. Nun kann ein halbes Jahrhundert später alles ganz anders werden. Doch einen Weltcup ohne Jungfrau, Hundschopf oder Kernen-S will sich keiner vorstellen. "Es ist ein Klassiker, schon die Auffahrt mit der Zahnradbahn ist unvergleichlich", meinte auch Vincent Kriechmayr.