SN.AT / Kolumne / Lokalpatriot / Lokalpatriot

Frauen an die Macht. Nicht nur in Gastein

Zwei beste Freundinnen hauchten einem bröckelnden Ort den Frühling ein.

Heinz Bayer

So ein Mythos ist schon etwas Schönes! Das sehen Sie auch so, oder? Dumm nur: Man kann sich davon nicht eine einzige Leberkässemmel kaufen.

Nun: Bad Gastein, das ist ein Mythos. Ein Ort mit außergewöhnlicher Architektur. Mit besonderem Flair. Mit Strahlkraft. Aber auch mit bröckelnden Fassaden im Zentrum und einem Elan, der ab den 1990er-Jahren mehr und mehr erlahmte. Der Kurort wurde zum versteinerten Dornröschen der Alpen. Zwei Frauen küssten diese Schönheit in den Bergen ab 2009 wieder wach. Nicht mit plumper touristischer Anbiederung und lärmenden Events. Nein, sie erhoben mit Courage und Witz eine manchmal durchaus sperrige Kultur zum Angebot. Die "Welt" schrieb im August 2017: "Vor kurzem noch war Bad Gastein ein spießiger, ziemlich angestaubter Kurort im Salzburger Land. Doch inzwischen ist das Alpendorf eine Spielwiese leicht überspannter Großstädter geworden. Wie kommt's?" Die Antwort steht oben: Weil zwei ziemlich beste Freundinnen, Doris Höhenwarter, die Kurdirektorin von Bad Gastein (links im Bild), und Andrea von Goetz und Schwanenfliess, Galeristin und Gründerin der Kunstresidenz im Alten Gasteiner Kraftwerk, konsequent einen eigenen Weg gingen, damit das Image des Ortes korrigierten - und trotz aller Widerstände auch noch richtig Spaß dabei hatten und haben. Jetzt gewannen die beiden mit ihrem Kunst- und Kulturfestival "sommer.frische.kunst" den Zipfer-Tourismuspreis 2018. Chapeau, die Damen!

Was noch mehr zählt als der Preis selbst, ist die Botschaft: Mut macht sich bezahlt. Eine innere Haltung wird belohnt. Und: Es gibt im Tourismus die Chance, mit kultureller Qualität zu bestehen.