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Mauern haben große Macht

Helmut L. Müller

Das Monstrum Mauer stürzte am 9. November 1989. Berlin, Deutschland und dann auch Europa waren wieder vereint. Das einschneidende Ereignis kündigte ein Zeitalter der Weltoffenheit und Internationalität an. Die "flache Welt" der Globalisierung sollte die Menschen näher zusammenbringen.

Fast drei Jahrzehnte später spüren wir die "neue Macht der Mauern", wie Tim Marshall in seinem Buch "Abschottung" zeigt. 65 Länder der Welt haben Barrieren an ihren Grenzen errichtet, zum Beispiel auf dem Balkan. Der Hauptgrund für die Mauern ist das Aufhalten der Migrationswelle. Europa weist heute wieder die gleiche Strecke an Hindernissen entlang der nationalen Grenzen auf wie zu Zeiten des Kalten Krieges.

Das ist das Gegenteil von jenem Europa, das wir uns vorgestellt haben. Aber auch andernorts stehen Mauern dem Bau eines vereinten Kontinents noch im Weg. Auf Zypern liegt weiterhin eine Pufferzone zwischen Griechen und Türken. In Nordirlands Hauptstadt Belfast trennen "Friedensmauern" Protestanten und Katholiken.