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Ronaldo nah und irgendwie doch ganz weit weg

Richard Oberndorfer

Jetzt ist der Superstar der Fußballwelt dann doch in Salzburg angekommen. Stilgerecht. Geheimnisvoll und früher als angekündigt, im Privatjet und umgeben von einem großen Begleittross. Der Hype um den 40-Jährigen ist groß - für viele zu groß. Wenn jedoch ein Superstar dieser Größenordnung erstmals österreichischen und noch dazu Salzburger Boden betritt, ist zumindest ein vorsichtiges "Hurra" erlaubt.

Dabei kommt es mir so vor, als würde ich Cristiano Ronaldo ganz gut kennen - seit mindestens sieben Jahren. Ich war Ronaldo schon mehrmals ganz nah - ein Privileg für jeden Sportfan.

Es war im Jahr 2017 bei einem Urlaub auf der Insel Madeira. Es durfte natürlich ein Besuch in jenem Museum, das dem prominentesten Bürger der Insel gewidmet ist, nicht fehlen. Und es war aufregend. Im Ronaldo-Museum sah ich den ersten Spielerpass seiner Karriere und erblickte den blutjungen Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro - ja, so heißt er wirklich. Seinen ersten Verein in der Saison 1994/1995, den Clube Futebol Andorinha, durfte ich kennenlernen. Jener Verein, der die Basis für eine Weltkarriere legte, weil der kleine Cristiano seine Mutter so gedrängt hatte, dass er unbedingt Fußball spielen darf.

Das Hotel von CR7 neben dem Museum bringt die nächsten privaten Erfahrungen: Ein Gang auf die Toilette erlaubt tiefe Einblicke, denn der Spiegel dort hat die Form einer coolen Sonnenbrille Marke Ronaldo. Es ist ja auch hier eine Stilfrage.

Ja, und dann gab es schon damals eine Art Probe für die Testspiele in Salzburg - wenn er denn spielt. Und die Fans fragen sich schon jetzt: Wird er seine berühmte Pose mit breit auseinandergestellten Beinen vor jeder wichtigen Spielsituation zelebrieren? Die Fans konnten jedenfalls schon lange Zeit auf Madeira bei der berühmten Bronzestatue vor meinen Augen üben. Die Fotomotive unter dem Motto "Ronaldo und ich" sind seit Jahren der Renner. Bei Jung und Alt. Und so war der erste Auftritt im Pinzgau auch zu bewerten: Lässig und unbeeindruckt schritt Ronaldo auf dem Weg zum Training an den teils jungen Fans vorbei. Er ist es gewöhnt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Er ist einer jener Sportstars, die polarisieren: Der Torgarant ist niemandem egal. Trotzdem wollen ihm alle nah sein - und sind doch so weit weg.