Wahlkampf ist, den Gegner mit Unrat von der Größe einer Doppelhaushälfte zu bewerfen, aber empört aufzuschreien, wenn einen selbst ein Dreckpatzerl in Kirschkerngröße trifft. Ebenso gehört es zum kleinen Wahlkampf-Einmaleins, dass man sich, während man gerade die nächste Schmutzkübelkampagne vorbereitet, zutiefst besorgt um die politische Kultur im Lande zeigt, dringlich zu einem Sauberkeitsgipfel lädt und ein 30- bis 35-Punkte-Programm gegen Dörtti Kammpehning vorlegt. So weit, so bekannt.
Aber was hilft wirklich gegen Untergriffe im Wahlkampf? Wollte man das Problem an der Wurzel packen, müsste man wohl das Duell wieder einführen. Man würde staunen, wie sehr Politiker plötzlich die Ehre ihres Gegners respektieren, wenn sie ihm andernfalls am nächsten Morgen auf einer nebelumwaberten Lichtung des Wiener Praters mit Säbeln oder Pistolen gegenüberstünden. Das klingt jetzt ein wenig brutal, war aber die längste Zeit durchaus üblich. Der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau zum Beispiel, genannt "Der Tiger", trug während seiner Amtszeit zu Beginn des vorigen Jahrhunderts nicht weniger als zwölf Duelle aus - sieben mit Pistolen und fünf mit Säbeln. Meist bissen sich seine Gegner dabei die Zähne an ihm aus. Man hätte ihn auch Säbelzahntiger nennen können.
Zu dieser Zeit waren Duelle auch in der österreichischen Politik nicht unbekannt. Der berühmteste Zweikampf fand 1897 zwischen Ministerpräsident Kasimir Graf Badeni und dem deutschnationalen Abgeordneten Karl Hermann Wolf statt. Dieser hatte den Regierungschef in einer Debatte über dessen Sprachenverordnung derart beleidigt, dass Badeni ihn zum Duell - dreimaliger Kugelwechsel mit Pistolen - forderte. Der Zweikampf am Morgen vor einer Parlamentssitzung endete damit, dass Badeni eine Kugel in den Arm bekam.
Auslöser der Duellforderung war übrigens gewesen, dass Wolf dem aus Polen stammenden Ministerpräsidenten "polnische Schufterei" vorgeworfen hatte. Niedlich, oder? Wenn man bedenkt, was zurzeit im Wahlkampf so an Vorwürfen hin und her fliegt, müssten sämtliche Wiener Praterwiesen auf Monate hinaus für Duelle ausgebucht sein.
Eine weniger blutrünstige Lösung wäre das Eishockey-Modell: Jeder Regelverstoß wird mit der Verbannung auf die Strafbank geahndet und der Betreffende darf eine Zeit lang nicht mehr mitmachen. Das wäre ein geradezu ideales Mittel, um für mehr Ruhe im Wahlkampf zu sorgen. Gewisse Dreckschleudern würde man bis zum Wahltag gar nicht mehr zu Gesicht bzw. zu Gehör bekommen. Das Problem ist nur: Wo kriegt man auf die Schnelle eine ausreichend lange Strafbank her?