Nur noch zwei Mal schlafen, dann geht der Papst in Pension. Das Nachrichtenmagazin "profil" hat Benedikt XVI. dafür auf der vorwöchigen Titelseite taxfrei zu "Der Letzte" erklärt, was historisch gesehen nicht unpikant ist. Schon zwei Mal in der Geschichte wurde nämlich ein Papst so bezeichnet - einmal von der Französischen Revolution und einmal von den Nazis.
Die Revolutionäre von 1789 tauften Pius VI. in "Pius der Letzte" um, das Gleiche taten die Nationalsozialisten mit Pius XI. Beide Schreckensregime glaubten, dem Papsttum den Garaus machen zu können, beide scheiterten. Auf Pius VI. folgte justament Pius VII., nach Pius XI. kam Pius XII.
Man kann folglich davon ausgehen, dass auch Benedikt XVI. einen Nachfolger haben wird. Wie Kardinal Schönborn erklärte, steht sogar schon fest, wer es ist. Wer nächster Papst werde, habe Gott bereits entschieden, sagte Schönborn. Die Kardinäle im Konklave müssten nur noch herausfinden, was Gott entschieden habe.
Das ist eine interessante Sicht der Dinge. Sollte das, was Kardinal Schönborn hier sagt, für alle Wahlen gelten? Hatte Gott beispielsweise vor der Nationalratswahl 2008 auch schon entschieden gehabt, dass Werner Faymann Bundeskanzler wird? Hatten wir Wähler also nur noch die Aufgabe herauszufinden, was Gott entschieden hatte? Und, ganz kleinlaut gefragt: Wäre es möglich, dass wir Wähler bei der Erfüllung dieser Aufgabe irgendetwas falsch gemacht haben . . .?
Egal. Irgendwie ist es tröstlich zu wissen, dass alles schon vor der Entscheidung entschieden ist. Das gilt auch und vor allem für die Volksbefragung, die Anfang März in Wien stattfinden wird. Bei Frage Numero eins zum Thema Parkplätze werden folgende Alternativen geboten: A) "Es sollen für jeden Bezirk Parkraumregelungen eingeführt werden." B) "Es soll Lösungen für einzelne Bezirke geben." - ???
Ganz Wien grübelt, was mit A und B gemeint sein könnte und wofür man abstimmen soll. Die gute Nachricht: Es ist vollkommen gleichgültig. Es ist ohnehin schon alles entschieden.
Unter Punkt drei unterbreiten die Wiener Rathausgewaltigen dem Volk die Frage, ob sie die Wiener städtischen Betriebe vor der bösen, bösen Privatisierung beschützen sollen oder nicht. Vertreter der Stadtregierung wurden gefragt, was eigentlich passiert, wenn die Frage mehrheitlich mit Nein beantwortet wird. Wird dann in Wien alles privatisiert? Entrüstete Antwort von Rot-Grün: Natürlich nicht!
Da sieht man sehr schön das segensreiche Wirken der Schönborn-Doktrin: Wie man auch abstimmt, der Gott des Rathauses hat längst entschieden.