Früher kannte man Videobotschaften eher nur von Osama Bin Laden. Mittlerweile sind Bekennervideos in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auch die Präsidentschaftskandidaten haben trotz der Kürze des bisherigen Wahlkampfes bereits einen ganzen Berg an Videos angehäuft. Quasi Montevideo.
Die bekannt mutige Innenpolitik hat damit etwas eingeführt, wovor der Fußballverband bisher noch zurückgeschreckt ist - den Videobeweis. Seit man Rudolf Hundstorfer versonnen durch den Gemeindebau streifen sah, kann man es als bewiesen ansehen: Der Mann kandidiert für die Hofburg. Seit Andreas Khol auf einem wackeligen Video vor einer Fahne posierte, ist der Beweis erbracht: Onkel Erwin kandidiert also wirklich nicht.
Das innovativste Wahlkampfvideo hat das Ehepaar Lugner beigesteuert. Ihm verdanken wir die Einführung des statistischen Durchschnitts in die Wahlentscheidung. Frau Lugner verkörpert in dem Video nicht nur den unbestreitbaren Vorteil, dass wir mit ihr eine First Lady bekämen, die "Spatzi" heißt. Nein, sie rechnet darin auch vor, dass ihr Mann 83, sie selbst 26, sie beide als Paar somit statistisch gesehen 54,5 Jahre alt sind.
Wenn man es so betrachtet, kann man jetzt schon sämtliche Details des nächsten Bundespräsidenten ermitteln. Die fünf aussichtsreichen Kandidaten sind 74, 72, 69, 64 und 44 Jahre alt. Der Nachfolger Heinz Fischers wird also statistisch 64,6 Jahre alt sein. Er wird 3,4 Kinder haben. Und er wird zu vier Fünftel männlich, zu einem Fünftel weiblich sein.
Das ist weniger absurd, als es klingt. Denn laut dem Wiener Philosophen Otto Weininger trägt jeder Mensch gewisse Anteile Männliches und Weibliches in sich. Und er wählt sich als Partner das exakt passende Gegenstück. Die nächste First Lady wird also zu vier Fünftel weiblich und zu einem Fünftel männlich sein.
Auch die Herkunft des nächsten Bundespräsidenten ist leicht zu ermitteln. Die Kandidaten kommen aus Tirol (2 Stück), Wien, der Steiermark und dem Burgenland. Statistisch stand die Wiege des neuen Staatsoberhaupts also im Salzkammergut. Und beruflich wird er ein gewerkschaftlich organisierter Jurist mit zwei Semestern Volkswirtschaft und dem Hobby Fliegen sein. Ganz einfach.
Übrigens beugen sich auch andere Politik-Bereiche der Statistik. Man nehme nur den erstaunlichen Wandel der SPÖ-Asylpolitik hin zur österreichischen Durchschnittsmeinung. War die SPÖ bisher strikt gegen das Teufelswerk einer Obergrenze von 37.500, ist sie laut Härte-Minister Doskozil jetzt plötzlich für eine Mindestgrenze von 50.000 - bei den Abschiebungen. Ein Widerspruch? Gar nicht. Statistisch hebt sich beides gegenseitig auf.

